Martin Ecker: „Wir müssen für einen Imagewandel der Holzheiztechnik sorgen“ - Pellets News

Martin Ecker: „Wir müssen für einen Imagewandel der Holzheiztechnik sorgen“

Mittwoch, 21. Februar 2018 | Autor: Joachim Berner

Martin Ecker Martin Ecker Sein vierzigstes Firmenjubiläum feiert der niederbayerische Holzkesselhersteller HDG Bavaria in diesem Jahr. Im Interview mit Pelletshome.com beschreibt Geschäftsführer Martin Ecker, wie sich die Holzheiztechnik in dieser Zeit entwickelt hat und welche technologischen Fortschritte künftig zu erwarten sind.

Herr Ecker, die Geschichte Ihres Unternehmens hat 1978 mit einem Patent für die rauchfreie Verbrennung fester Biomasse begonnen. Inwiefern hat sich das Heizen mit Holz seitdem verändert?
Als vor 40 Jahren die ersten Holzheizkessel entwickelt wurden, steckte Anlagentechnik und Brennstofflogistik noch in den Kinderschuhen. Seitdem hat sich viel getan. Heute stehen moderne Holzheizkessel in Sachen Komfort anderen Heizsystemen in nichts nach und bieten nach wie vor die Vorteile, die Holzheizsysteme seit jeher auszeichnen – wie eine Kohlendioxid-neutrale Energieerzeugung und einen preisstabilen, regional verfügbaren Brennstoff.

Sie feiern ihr Firmenjubiläum nicht mit einer großen Veranstaltung. Stattdessen organisieren Sie viele kleine Events. Warum?
Wir möchten gerade in unserem Jubiläumsjahr mit möglichst vielen Kunden und Interessenten ins Gespräch kommen. Mit einer zentralen Großveranstaltung wäre das nicht möglich gewesen. Auf vielen kleineren Veranstaltungen, wie unseren regelmäßigen Heizvorführungen, können wir viel besser auf die Anliegen der Interessenten eingehen. Zudem passt der kleinere Rahmen gut zur familiären Atmosphäre bei HDG.

Was macht den Erfolg des Unternehmens aus?
Wie in fast jedem Unternehmen sind es auch bei HDG viele Bausteine, die zum Erfolg beitragen: hochwertige und ausgereifte Produkte, ein schlagkräftiger Kundenservice, der Einsatz und Zusammenhalt der Mitarbeiter, die gelebte Verantwortung für Mensch, Umwelt und Klima sowie die Verbindung aus Erfahrung und Innovation.

Der Heizungsmarkt heute hat mit dem vor 40 Jahren nichts mehr viel zu tun. Heute können Verbraucherinnen und Verbraucher unter einer Vielzahl an Technologien auswählen. Sehen Sie die Biomassebranche für den härter werdenden Wettbewerb gut aufgestellt?
Grundsätzlich brauchen Biomasseheizsysteme den Vergleich mit anderen Heiztechnologien nicht zu scheuen. Gerade in Sachen Klimaschutz sind Holzheizungen anderen Systemen weit überlegen. Leider haben wir in der Wahrnehmung häufig mit Vorurteilen zu kämpfen. Beim Thema Emissionen aus Holzfeuerungen landen moderne, effiziente und emissionsarme Feuerungen meist in einem Topf mit alten, stinkenden Stückholzöfen und Kaminen. Eine Differenzierung findet selten statt. Dabei könnte mit dem vermehrten Einsatz von hochwertigen Holzheizungen noch viel beim Klimaschutz erreicht werden – wenn die Politik die Hebel an der richtigen Stelle ansetzt und beispielsweise endlich die Förderung nicht enkeltauglicher fossiler Heiztechnik stoppt.

Worin sehen Sie technologisch die größten Herausforderungen in Zukunft?
Schon heute ist die Holzheiztechnik der Hersteller aus den DACH-Ländern die hochwertigste der Welt. Gleichwohl sind die Hersteller bestrebt, die Emissionen aus Holzheizkesseln weiter zu senken, die Effizienz zu steigern und den Komfort zu verbessern. Darüber hinaus gibt es laufend neue Entwicklungen im digitalen Bereich – Stichwort: Smart Home. In diesem Feld waren die Holzkesselhersteller die Treiber im Heizungskesselmarkt.

Sie arbeiten an einem Low-Emission-Verbrennungssystem. Wie ist der Stand?
Nachdem das Forschungsprojekt jetzt abgeschlossen ist, muss sich das Low-Emission-Verbrennungssystem LEVS in der Praxis und damit im Dauereinsatz bewähren. Ein großer Vorteil ist der modulare Aufbau. Die drei Bausteine – Verbrennungsluftzufuhrsystem, Zyklon-Brennkammer und Nachbehandlungsstufe – können unabhängig voneinander zur Anwendung kommen. Das macht eine schrittweise Umsetzung der Technologien möglich. In den nächsten HDG-Produkten wird man den Einfluss der Ergebnisse des LEVS-Projekts bereits sehen können.

Was ist das Besondere daran?
Das LEVS zeigt, dass auch in der bewährten Technik der Holzvergaserkessel noch Raum für Entwicklungspotential steckt. Für Kunden bedeutet das eine Maximierung des Wirkungsgrads und eine Minimierung der Emissionen – über alle Betriebsphasen hinweg und unabhängig von der Beschaffenheit des eingesetzten Holzbrennstoffs. In Zukunft könnten die Forschungsergebnisse für das LEVS auch in der Entwicklung automatischer Anlagen zum Einsatz kommen, um hier die Nutzung biogener Reststoffe als Brennstoff zu ermöglichen. Der oben erwähnte modulare Aufbau ermöglicht zudem für HDG als Hersteller eine zielgerichtete Markteinführung.

Wie sieht das Heizen mit Holz in 20 Jahren aus?
In 20 Jahren wird das Heizen mit Holz noch komfortabler und emissionsärmer sein als heute. Es wird im Technologiemix der Heiztechnik eine wichtige Rolle als klimafreundliche Alternative einnehmen. Die Voraussetzung dafür ist allerdings, in der Öffentlichkeit für einen Imagewandel der Holzheiztechnik zu sorgen. Dazu gehört es beispielsweise, Themen wie Brennstoffverfügbarkeit und Emissionen aus modernen Holzheizungen transparent und ehrlich zu kommunizieren. Hier sind sowohl wir als Hersteller als auch Politik und Verbände gefordert.

HDG Kesselproduktion HDG Kesselproduktion Wie hat sich der Pelletsmarkt in Deutschland im vergangenen Jahr entwickelt?
Grundsätzlich hat sich der Pelletsmarkt leicht positiv entwickelt. Mit 2,25 Millionen Tonnen Holzpellets wurde 2017 mehr als je zuvor von dem heimischen Brennstoff in Deutschland hergestellt. Auch der Absatz von Pelletfeuerungen hat sich leicht positiv entwickelt. HDG konnte bei den Pelletsheizungen in einem umkämpften Umfeld Marktanteile hinzugewinnen. Insofern hat sich der Pelletsmarkt in Deutschland für uns durchaus positiv entwickelt.

Was erwarten Sie für 2018?
Für uns steht natürlich unser 40-jähriges Firmenjubiläum im Mittelpunkt. Gleichzeitig wollen wir uns auch weiter bewähren und die Entwicklung unserer Produkte und Dienstleistungen vorantreiben. Wir haben also viel zu tun.

Die Fragen wurden per E-Mail gestellt.

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