Am 15. Mai 2014 hat das österreichische BEA Institut für Bioenergie sein firmeneigenes Labor für Brennstoffprüfungen in Wien eingeweiht. Das Unternehmen ist von DIN Certco und dem European Pellets Council als Inspektions- und Prüfstelle für Holzpellets anerkannt. Geschäftsführer Martin Englisch spricht im Interview mit Pelletshome.com über Optimierungspotenziale in der Produktion und auf den Transportwegen.
Herr Englisch, Was war bisher der ungewöhnlichste Auftrag?
Ein indischer Investor mit zweitem Firmensitz in London wollte in die Pelletierung einsteigen. Ein großes Rohstoffpotenzial wurde in Brasilien erwartet, wo ein Projektteam etabliert wurde. Um sich über Technik und Branche einen Überblick zu verschaffen, wurden wir mit einem Intensivseminar beauftragt. Wir hielten das Seminar im entlegenen österreichischen Waldviertel ab. Teilnehmer waren ein Brasilianer, ein Inder und ein Londoner Aristokrat mit seiner russischen Frau.
Wer sind normalerweise Ihre Kunden?
Industrie- und Gewerbebetriebe entlang der Wertschöpfungskette fester Biobrennstoffe. Es sind überwiegend Pelletsproduzenten, Brennstoffhändler und Kesselhersteller.
Was genau prüfen Sie in Ihrem Pelletslabor?
Wir prüfen feste Biobrennstoffe mit Schwerpunkt Holzpellets. Unser Labor deckt die meisten Parameter ab, die bei festen Brennstoffen bestimmt werden. Wir analysieren mechanische und physikalische Parameter wie zum Beispiel Abmessungen, Abrieb, Korngrößenverteilung, Schüttdichte, Aschegehalt, Heizwert. Dazu kommen chemische Parameter wie das Ascheschmelzverhalten, Chlor- und Schwefel-, Stickstoff- oder Kohlenstoffgehalt. Durch unsere Spezialisierung auf feste Biobrennstoffe besitzen wir eine sehr große interne Datenbank und können mit unserer langjährigen Erfahrung die Prüfergebnisse mit anderen Proben vergleichen und entsprechend interpretieren.
Außerdem führen Sie Qualitätskontrollen in Pelletswerken durch. Worauf achten Sie dabei besonders?
Wir achten auf das Ergebnis einer Qualitätssicherung. Nicht die Erstellung von Arbeitsanweisungen oder das Führen von Listen ist entscheidend, sondern das Verständnis der Mitarbeiter, dass gute Qualität langfristiges Kundenvertrauen schafft. Wir kontrollieren nicht nur, sondern erklären den Sinn der vielen Vorschriften, die nicht immer jedem einzelnen Mitarbeiter klar sind. Wenn man nicht weiß, warum man eine bestimmte Kontrolle durchführen muss, ist die Identifikation mit der Qualitätskontrolle gering. Sie wird dann zur lästigen Pflicht.
Wie würden Sie den Qualitätsstandard von Holzpellets in Mitteleuropa aus Ihrer Sicht beschreiben?
Als sehr hoch. Beim Verständnis aller Marktteilnehmer, vom Kunden über den Handel bis zum Produzenten, ist Qualität ein entscheidendes Kriterium. Die hohe Qualität in Kombination mit technisch ausgereiften Anlagen führt zu einem hohen Komfort. In Österreich werden zum Beispiel in Kleinfeuerungen praktisch ausschließlich zertifizierte Pellets der Klasse A1 eingesetzt. Selbst für gewerbliche oder industrielle Feuerungen wird immer häufiger Klasse A2 gefordert. Kunden in anderen Märkten wie teilweise in Südeuropa aber auch in Asien stellen den Preis voran und nehmen einen erhöhten Aufwand beziehungsweise einen geringeren Komfort in Kauf.
Lassen sich Unterschiede zu Importpellets aus Übersee erkennen?
Unterschiede verschiedener Pellets sind nicht auf das Land zurückzuführen, sondern auf zwei wesentliche Einflussgrößen: den verfügbaren Rohstoff in einer Region und den Standard einer Pelletsproduktion. Unabhängig vom Land – ob Österreich, Deutschland, Russland oder USA – gibt es überall Produktionen auf einem technisch hohen Niveau genauso wie Industrieruinen, die inhomogene, schlechte Pelletsqualität produzieren. Das Verhältnis von guten zu schlechten Anlagen ist jedoch nicht in allen Ländern gleich. Verfügbare Rohstoffe sind regional unterschiedlich. Rindenfreie Fichten-Sägespäne, wie sie überwiegend in Mitteleuropa eingesetzt werden, liefern meist sehr gute Qualität. Jedoch liefern auch die Kiefern aus dem Südosten der USA oder die Buchenwälder in Südosteuropa einen Rohstoff, aus dem gute Pellets produziert werden können. Es ist ein Faktum, dass Pellets aus unterschiedlichen Holzarten verschiedene Brennstoffeigenschaften aufweisen – besonders relevant bei Heizwert und Ascheerweichung. Daher urteilen Experten nur auf Basis von Brennstoffparametern und Qualitätssicherung. Unterschiede in der Farbe sind meist keine objektive Beurteilungsgrundlage.
Führt der lange Transport und der häufigere Umschlag nicht zu Qualitätseinbußen?
Lange Transportwege mit einem mehrfachen Umschlag sind kritisch und erfordern eine perfekte Logistik. Für Pellets für den Kleinverbraucher gibt es noch wenig Erfahrung. Wir haben die ersten Importe aus den USA nach Österreich begleitet. Dabei wurde viel Aufwand in die Qualitätskontrolle gesteckt. Es zeigte sich, dass es im Bereich der Logistik ein Optimierungspotenzial gibt. So können zum Beispiel nur wenige Grad Celsius Temperaturunterschied bei der ersten Verladung zu einer hohen Aktivität während des Transportes führen. Es kommt zur Selbsterwärmung und Kondensation. Obwohl gute Qualität die Presse verlassen hat, ist das Produkt am Zielort mangelhaft. Wir kennen ähnliche Effekte auch in einer lokalen Logistik, wenn zum Beispiel beim Produzenten gute Pellets geladen werden, aber durch fehlerhafte Lagerräume und zu hohen Einblasgeschwindigkeiten letztlich Pellest zerstört werden und der Feinanteil im Lagerraum des Kunden hoch ist.
Sie haben bereits Pelletsproduktionen in 14 verschiedenen Ländern überprüft. Sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?
Nur wenige Pelletsproduktionen sind perfekt. In vielen Werken besteht Optimierungspotenzial. Häufig ist es beim Rohstoff, bei der Trocknung wie auch bei Transportsystemen und in den Abluftsystemen zu finden. Leider wird sehr oft bei der Planung gespart. Es gibt Investoren, die glauben, mit der Auswahl einzelner Komponenten bereits eine perfekte Anlage zu garantieren. Leider kann aber auch die beste Presse der Welt keine guten Pellets produzieren, wenn der Wassergehalt des Rohstoffs schwankt. Ein Trockner liefert nur einen Bruchteil der Leistung, wenn statt der Auslegungskriterien mit einem Rohstoff-Wassergehalt von 35 Prozent und einer Umgebungstemperatur von zehn Grad Celsius ein Rohstoff mit einem Wassergehalt von 55 Prozent bei Außentemperaturen von minus zehn Grad Celsius zu trocknen ist.
Wenn es um Qualität geht, spielt auch der Transport über den Händler eine wichtige Rolle. Welche Optimierungsmöglichkeiten sind aus Ihrer Sicht allgemein noch möglich?
Beim Handel muss zwischen dem Großhandel und dem Transport zum Endkunden sowie bei der Art des gehandelten Gutes – ob Schüttgut, Big-bag oder Sackware auf Paletten – unterschieden werden. In allen Bereichen gibt es das eine oder andere Verbesserungspotenzial. Wesentlich ist, wie in der Pelletsproduktion, das Verständnis und Qualitätsbewusstsein des Betriebs. Insbesondere in Österreich wurde der Transport von Pellets in Silo-Lkw zum Endkunden weitgehend optimiert. Die Mehrzahl der Händler in Österreich hat ein hohes Qualitätsbewusstsein und eine moderne LKW-Flotte, was sich in einer sehr niedrigen Zahl an Reklamationen und einer hohen Kundenzufriedenheit widerspiegelt.
Sollte dann doch einmal schlechte Ware in Lager der Kundinnen und Kunden landen, was raten Sie Ihnen?
Immer zuerst mit einer freundlichen, konkreten Beschwerde beim Händler beginnen. Zumindest in Österreich werden berechtigte Mängel meist rasch und kulant gelöst. Sollte ein Kunde mit der Reaktion seines Händlers nicht zufrieden sein, hat sich in Österreich proPellets Austria als Anlaufstelle bewährt. Diese Fälle landen dann mitunter bei uns und wir bemühen uns um eine objektive Klärung.
Weitere Informationen: www.bioenergy.co.at