„Der Klimaeffekt verpufft höchstens in der Theorie“
Das Erneuerbare-Energien-Gesetz hat nur einen geringen Klimanutzen. So lautet die Kernaussage eines am Montag im Spiegel veröffentlichten Berichts unter Bezug auf eine Studie des DIW Berlin. Hintergrund sei, dass der steigende Anteil erneuerbare Energien im europäischen Emissionshandel den Preis für CO2-Emissionen sinken lasse. Europäische Konkurrenten könnten sich daher billig mit Verschmutzungsrechten eindecken. Fazit des Artikels: Die Klimawirkung des EEG verpufft.
Diese Interpretation ist aus Sicht der beiden Autoren der Studie allerdings zu stark verkürzt. Zwar ist es richtig, dass mehr Strom aus Erneuerbaren Energien den Preis der Emissionsrechte sinken lässt und sich CO2-Emissionen somit für große Unternehmen also stärker lohnen. „Dieser simple Zusammenhang gilt allerdings nur theoretisch und bei rein statischer Betrachtung,“ so Professor Claudia Kemfert, neben Thure Traber eine der beiden Autoren der zitierten DIW-Studie.
„Das blendet jedoch aus, dass beide Instrumente – das EEG und der Emissionshandel – politisch im Zusammenhang gesehen werden müssen und auch gesehen werden“, so Kemfert, die seit 2004 die Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt des DIW Berlin leitet. Sie spricht sich deshalb ausdrücklich dafür aus, beide Instrumente parallel einzusetzen: „Wir brauchen beides – einen funktionierenden Emissionshandel und eine gezielte Förderung erneuerbarer Energien. Und beide Instrumente müssen dabei gut aufeinander abgestimmt werden.“
DIW-Expertin Kemfert hält daher an der politischen Gesamtbewertung des EEG fest: „Das EEG ist ein äußerst wirksames Instrument zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. Es leistet einen wesentlichen Beitrag zur deutschen und europäischen Energie- und Klimapolitik. Dieses Förderinstrument ist deshalb zu Recht von vielen anderen Staaten kopiert worden.“
Hintergrund: So untersuchte die DIW-Studie den Klimaeffekt des EEG
Die jetzt im Energy Journal veröffentlichte Studie analysiert komplexe Wechselwirkungen erneuerbarer Energien auf oligopolistischen Strommärkten mit einem Gleichgewichtsmodell. Sie berücksichtigt dabei auch den Emissionshandel. Ein wesentliches Ergebnis der Analyse besteht darin, dass die energie- und umweltpolitischen Instrumente auf europäischer Ebene möglichst gut aufeinander abgestimmt werden sollten.
„Solche Modellrechungen beruhen aber immer auf bestimmten Annahmen, die wir in der Studie deutlich genannt haben,“ betonte Claudia Kemfert. Es handelt sich um eine statische Analyse, die dynamische Aspekte noch nicht einbezieht. Die Wirkungen der nationalen Förderpolitik werden isoliert betrachtet, das heißt es wird von entsprechenden Maßnahmen in anderen Ländern abstrahiert. Die Obergrenze des Emissionshandels wird dem Modell unabhängig von der Förderpolitik vorgegeben. „Es ist nicht seriös, Einzelergebnisse aus dem Zusammenhang des Analyserahmens herauszulösen und daraus unmittelbar politische Empfehlungen abzuleiten. Die angebliche Unwirksamkeit des EEG ist ein Mythos,“ so Claudia Kemfert
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