Günther Huemer: „Wir haben nach der Heizung der Zukunft gesucht“

Dienstag, 14. Juni 2016 | Autor: Joachim Berner

Mit dem Hybrid-Gerät hat Guntamatic in diesem Jahr eine innovative Lösung vorgestellt. Sie kombiniert einen Pelletskessel mit einer Luftwärmepumpe. Im Interview mit Pelletshome.com erläutert Geschäftsführer Günther Huemer die Einsatzbereiche und Vorzüge des Systems. 

Herr Huemer, wie sind Sie die Idee für eine Pellets-Wärmepumpe gekommen?
Wir stehen vor der Herausforderung, dass sich unser Hauptmarkt, der Sanierungsmarkt, verändert. Die Häuser werden besser gedämmt und damit sinken die benötigten Vorlauftemperaturen, wodurch sich die Bedingungen ändern. Wir haben uns gefragt, wie die Heizung der Zukunft für diese Häuser aussehen müsste.

Wie sieht sie aus?
Wärmepumpen kommen mit niedrigen Vorlauftemperaturen zurecht. Bei Vorlauftemperaturen von 50 bis 55 Grad Celsius und Außentemperaturen von minus 15 Grad Celsius sieht das anders aus. Unter diesen Bedingungen kommt die Pelletsheizung ins Spiel. Wenn die Außentemperaturen aber wärmer werden, führt das bei der Pelletsheizung dazu, dass es eventuell einen Pufferspeicher oder Lastausgleichsysteme braucht. Mit einem Lastausgleichsystem sinkt aber automatisch der Jahresnutzungsgrad.

Wie viel macht das aus?
Ein Pelletskessel, der zwischen drei und 15 Kilowatt modulieren kann, und der bei 70 Grad Celsius Vorlauftemperatur eingesetzt wird, kann einen Jahresnutzungsgrad von über 85 Prozent erzielen. Wir haben das in einer Studie mit der Universität Graz gezeigt. Eine Pelletsanlage, die dagegen im Ein-Aus-Betrieb und mit einem 1.000 Liter großen Pufferspeicher arbeitet, den sie alle paar Stunden nachheizen muss, kann allein durch den Stop-and-Go-Betrieb bis zu zehn Prozent verlieren. Zusätzlich können die Pufferverluste bis zu zehn Prozent betragen. Ideal wäre also ein System, bei dem der Pelletskessel nicht für das untere Leistungsdrittel bis drei oder vier Kilowatt zuständig wäre. Eine Luftwärmepumpe kombiniert mit einem Pelletskessel bringt genau diesen Vorteil. Sie kann in gut sanierten Häusern während der Monate zwischen März und Oktober mit relativ warmen Außentemperaturen und niedrigen Vorlauftemperaturen von vielleicht 35 Grad Celsius das Warmwasser erzeugen, ohne dass der Kessel anheizen muss. Gleichzeitig nutzt die Kombination im kalten Drittel des Jahres, wenn die hohe Leistung gebraucht wird, hocheffiziente Pelletswärme.

Als bislang reiner Holzheizungsanbieter holen sie sich mit der Wärmepumpe zwar eine energieeffiziente, aber nicht unbedingt ökologische Heiztechnik ins Haus.
Aus unserer Sicht ist die Kombination die ökologischste, die man momentan überhaupt schaffen kann, weil man mit ihr die schlechten Betriebsphasen eines Pelletskessels meidet. Dadurch hat man die Pelletsanlage nur im idealen Betriebszustand arbeiten. Wir reduzieren damit nicht nur den Brennstoffverbrauch fast um die Hälfte, was das System ressourcenschonender macht, sondern können gleichzeitig den Komfort erhöhen, weil der Reinigungs- und Wartungsaufwand sinkt.

Diesen Effekt könnten Sie aber auch bei der Kombination mit einer Solarwärmeanlage erzielen.
Das ist natürlich möglich. Aber die Solarthermie deckt bei weitem nicht diesen langen Zeitraum zwischen März und Oktober durchgängig ab. Außerdem braucht gerade eine Solarwärmeanlage einen Pufferspeicher. Doch einen hohen Nutzungsgrad bekommt ja gerade dadurch, dass man die Energie ohne Umwege ins Heizsystem liefern kann.

Wärmepumpen kann man nicht per se als ökologisches Heizsystem bezeichnen, sondern erst dann, wenn sie Strom aus erneuerbaren Energiequellen nutzen.
Unsere Kombination ist extrem sauber, weil sie schlechte Verbrennungsphasen vermeidet. Moderne Biomasseanlagen erzielen sehr gute Emissionswerte, wenn sie vollständig verbrennen können. Durch die Kombination mit einer Luftwärmepumpe bleiben wir in Phasen mit einer perfekten Verbrennung. Gleichzeitig arbeitet die Wärmepumpe in Zeiten mit einem sehr hohen COP-Wert* von über vier, das heißt sehr effizient und sehr ökologisch. Wenn man alle ökologischen Aspekte betrachtet, also auch den Feinstaubausstoß, die Kohlenmonoxidemissionen und den Nutzungsgradverlust, dann schneidet das Hybridsystem am besten ab.

*Der COP-Wert einer Wärmepumpe beschreibt den Quotienten aus nutzbarer Wärme und der dafür aufgewendeten elektrischen Verdichterleistung. COP steht für Coefficient Of Performance.

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