Die österreichische Pelletskesselbranche hatte im vergangenen Jahr mit einem Rückgang der Verkaufszahlen zu kämpfen. Im Interview mit Pelletshome.com erläutert Christian Rakos vom Branchenverband Pro Pellets Austria die Gründe für die negative Marktentwicklung und bietet einen Ausblick auf dieses Jahr.
Herr Rakos, in den vergangenen fünf Jahren ist der Pelletskesselmarkt in Österreich auf ein Drittel geschrumpft. Lässt sich diese Entwicklung allein durch die warmen Winter und den niedrigen Ölpreis erklären?
Diese beiden Faktoren haben sicher einen Einfluss. Aber eine wichtige Rolle spielt auch die Konkurrenz durch die Wärmepumpe. Sie hat die Pelletsheizungen im Neubau stark verdrängt. Außerdem glaube ich, dass es in den Jahren 2008 bis 2012 aufgrund des damals hohen Ölpreises zu Vorzieheffekten beim Tausch von Heizungen gekommen ist. Das heißt, manche haben ihre Heizungen etwas früher getauscht und fielen danach als Kunden aus. Jetzt lässt dieser Effekt wieder nach.
Wärmepumpen sind beliebt. Liegt das am Preis?
Ich glaube nicht, weil sie weder in den Investitionskosten noch in den Betriebskosten günstiger sind. Im Neubau haben sie den Vorteil, dass sie kein Brennstofflager und keinen Schornstein benötigen und noch weniger Betreuungsaufwand erfordern. Ein Problem der Pelletsheizung ist, dass wir viel negative Public Relations über uns haben ergehen lassen müssen. Es ist vor allem von der fossilen Energieindustrie viel negative Öffentlichkeitsarbeit gegenüber Pelletsheizungen gelaufen, zum Teil mit gezielter Desinformation.
Wenn man sich die aktuellen Installationszahlen des Kesselabsatzes ansieht, dann schneidet nicht nur die Wärmepumpe gut ab, sondern vor allem die Gasheizung. Über die Hälfte der neuen Heizanlagen werden immer noch mit dem fossilen Energieträger betrieben. Welche Schlüsse ziehen Sie daraus für die Pelletsbranche?
Gasheizungen werden vor allem in den Städten genutzt. Pelletsheizungen gibt es dagegen im Umland der Städte. So gesehen ist Erdgas für uns nicht direkt eine Konkurrenz.
Mit Erdöl wollen dagegen immer weniger heizen. Der Anteil bei den Neuinstallationen lag im vergangenen Jahr nur knapp über fünf Prozent. Dennoch wird in Österreich auf Bundes- und Länderebene darüber diskutiert, Ölheizungen im Neubau zu verbieten. Würde ein Verbot angesichts der Marktzahlen denn überhaupt etwas für die Pelletsbranche bringen?
Ich denke die symbolische Wirkung des Ölheizungsverbots ist nicht zu unterschätzen. Es führt schon zu einem Nachdenken, wenn die Politik klar kommuniziert, dass es sich bei einer Ölheizung nicht um die Zukunft des Heizens handelt. So gesehen, ist die Politik wertvoll, auch wenn die direkten Auswirkungen auf den Markt gering sind, weil Neubauten ohnehin kaum mit Ölheizungen ausgestattet werden.
Im Neubau tun sich Pelletsheizungen aktuell schwer. Wie sieht es bei der Modernisierung bestehender Heizungsanlagen aus?
Die Modernisierung überalterter Ölheizungen ist unsere größte Chance. Wir kooperieren deshalb aktuell mit den Rauchfangkehrern, um sie zu motivieren, Kunden, die besonders alte Heizanlagen besitzen, in Richtung einer Erneuerung zu beraten. Eine andere Möglichkeit, den Austausch alter Heizungen zu beschleunigen ist, ein Maximalalter von Heizkesseln zu definieren, wie das in Deutschland schon der Fall ist. Ich meine, es wird so viel über Feinstaub gejammert, aber keiner redet über die vielen Uraltkessel, die eigentlich ausgetauscht gehören. Das müsste natürlich mit sozialen Abfederungsmaßnahmen verbunden sein. Außerdem fordern wir die verstärkte Besteuerung fossiler Energieträger. Wir haben gesehen, wie sensibel die Verkäufe auf den Ölpreis reagieren. Wenn es uns gelingt, im Zuge einer zukunftsorientierten Energiepolitik eine Energiesteuer einzuführen, würde das der Pelletsbranche enorm helfen.
Im Gegensatz zum Privatmarkt scheint das Geschäft mit Großanlagen besser zu laufen.
Größere Heizkessel sind von der Investition her bezogen auf die Leistung deutlich günstiger. Auch benötigen viele gewerbliche Anwendungen höhere Temperaturniveaus, was Wärmepumpen ausschließt. Deshalb glaube ich, dass unsere Branche noch engagierter an diesen Markt herangehen müsste. Seitens Pro Pellets Austria versuchen wir dies jedenfalls aktiv zu tun.
Wie sehen Sie die Perspektiven für den Pelletskesselmarkt in Österreich in diesem Jahr?
Sie sind deutlich besser. Alle Firmen sagen, dass sie sehr viele Anfragen bekommen haben. Das merken wir auch an den Zugriffszahlen bei unserer Internetseite. Es gibt offensichtlich ein neues Interesse bei Endkunden. Wenn die Branche das in Verkäufe umsetzen kann, dann wird dieses Jahr wieder einen Aufschwung bringen.