Pelletsheizungen der Gilles Energie- und Umwelttechnik GmbH & Co KG lassen sich seit diesem Jahr von Smartphones aus steuern. Die Vorteile erklärt Geschäftsführer Wolfgang Krämer im Interview mit Pelletshome.com. Außerdem spricht er über den Einsatz von Holzpellets in Großanlagen.
Herr Krämer, Gilles hat in den vergangenen zwei Jahren eine neue Steuerung für seine Pellets- und Hackschnitzelheizungen entwickelt, um sie über Internet und Smartphones bedienen zu können. Warum ist das wichtig?
Smartphones erzielen am Mobilfunkmarkt sehr hohe Zuwachsraten. Viele unserer Kunden verfügen bereits über solche moderne Kommunikationsmittel. Speziell in der Startphase nach der Inbetriebnahme tauchen immer wieder Fragen zur Einstellung der Heizungsanlage auf. Um Kunden dabei optimal betreuen zu können, kann unser Außendienstmitarbeiter seinen Kunden nun jederzeit Hilfestellung anbieten. Auch ist es dem Kunden jederzeit möglich, seine Parameter nach seinen aktuellen Bedürfnissen ständig nachzujustieren, egal ob er zu Hause oder auf Reisen ist.
Die neue Steuerung lässt sich auch über ein Touchscreen einstellen. Für welche Gilles-Anlagen ist sie erhältlich und hat sich mit der besseren Bedienbarkeit auch die Funktionalität geändert?
Die neue Steuerung Gilles Touch und das Modul Gilles Touch Mobile ist für unsere Pelletsheizung und die Hackschnitzelheizung der Serie HPK von 12,5 bis 160 Kilowatt verfügbar. Da in der neuen Steuerung eine Kaskadenregelung integriert ist, kann man damit Leistungen bis 320 Kilowatt abdecken.
Welche weiteren Fortschritte erwarten Sie in der Regelungstechnik von Pelletsheizungen in den kommenden Jahren?
Durch die neue Steuerung ist Gilles ein Entwicklungssprung gelungen, der für die Branche wohl als einzigartig bezeichnet werden kann. Durch die neue Steuerung ist erstmals eine vollwertige Modulierung der Biomasseheizanlage möglich. Auch im Brennstoffverbrauch sowie im Bereich der Restwärmenutzung ist uns mit dieser Steuerung eine weitere Optimierung der Heizanlage gelungen. Bei den Wirkungsgraden ist man mit der klassischen Verbrennung ohne Brennwerttechnik bei rund 94 Prozent Wirkungsgrad angelangt. Für den klassischen Renovierer, der über kein Niedertemperaturheizsystem verfügt, ist das ein Spitzenwert.
Gilles ist als Hersteller großer Pelletsheizkessel bekannt. Wie hat sich dieses Marktsegment im vergangenen Jahr entwickelt?
Die Investitionsfreude in diesem Marktsegment war aufgrund der Wirtschaftskrise merklich gedämpft. Wir verspüren jedoch seit Beginn des Jahres 2011 eine merkliche Belebung der Nachfrage. Unternehmen mit einem großen Energieverbrauch wie zum Beispiel Wohnbaugenossenschaften, die ihre Immobilien sanieren, setzen vor allem aus Kostengründen auf den Brennstoff Pellets.
Unter welchen Bedingungen eignen sich Holzpellets bei Großanlagen als Brennstoff, unter welchen Hackschnitzel?
Sehr oft ist es eine Frage des Platzbedarfs für den Brennstoff-Lagerraum. Vor allem im urbanen Bereich wird daher Holzpellets der Vorzug gegeben. Betrachtet man lediglich die Brennstoffkosten, besitzen Hackschnitzel einen Vorteil, sodass sie sich vor allem für Großverbraucher schnell rechnen. Entscheidend ist in jedem Fall, welchen Zugang der Kunde zum jeweiligen Brennstoff hat und mit welcher garantierten Qualität er kontinuierlich über das Jahr beliefert werden kann. Wenn man die Investitionskosten vor allem der Befüllungs- und Austragungsysteme vergleicht, haben Pellets eindeutig die Nase vorne. Sie lassen sich einfach aus Tankwägen in den Lagerraum eingeblasen und über Schneckensysteme austragen. Für Hackgut braucht man in der Regel aufwändige Einbring- und Austragungsysteme wie Förderbänder und Schubböden.
Manche ihrer Mitbewerber bieten für große Anlagen so genannte Kaskadenlösungen an. Gilles setzt auf einzelne Kessel mit großen Leistungen. Warum?
Aufgrund der Effizienz und Investitionskosten ist es natürlich einfacher, nur eine Anlage zu regeln und zu servicieren. Die Gillesanlagen können in der Regel in der Leistung von 100 bis 30 Prozent moduliert werden und bieten daher dem Kunden die Gewähr im Teillastbereich mit hohem Wirkungsgrad optimal zu fahren. Kaskadenlösungen machen nur dann Sinn, wenn man einen kleinen Kessel mit maximal 20 bis 25 Prozent und einen großen Kessel mit 75 Prozent der Leistung kombiniert, um so im Sommerbetrieb den großen Kessel komplett außer Betrieb nehmen zu können. Man braucht dafür jedoch aufwändige Austrage- und Kaminsysteme, die entsprechende Investitionskosten erfordern.
Für wie groß halten Sie das Hindernis unzureichend ausgebildeter Planer, wenn es um die Konzeption großer Pelletsanlagen geht? Und wie ließe sich dieses Mangel Ihrer Meinung nach beheben?
Wir sind laufend bemüht Planer zu schulen und in diesem Zusammenhang diese mit detaillierten technischen Unterlagen und Planungsdaten auszustatten. Es stimmt, auch wir haben die Erfahrung gemacht, dass vor allem für große Biomasseheizungen die Kompetenz bei den Fachplanern bei weitem nicht so vorhanden ist wie für große Gas- und Ölkessel. Es liegt nun einmal in der Natur der Sache, dass Biomasse sehr umfangreiche Kenntnisse in Bezug auf Brennstofflogistik, Austragungssysteme, Ascheentsorgung und kontinuierliche Wartung voraussetzt. Wir stellen aber auch fest, dass der Wissensstand von Jahr zu Jahr merklich ansteigt. Zumindest in Österreich bieten Berufsbildende Schulen und Fachhochschulen entsprechende Studienlehrgänge an. Sie stellen die Weichen, damit immer mehr Know-how bei Fachplanern und in der Wirtschaft ankommt.
Wie schätzen Sie den Großanlagenmarkt in diesem Jahr ein?
Der Heizölpreis hat in den vergangenen Wochen an der magischen Grenze von einem Euro pro Liter gekratzt. Großverbraucher wie Hotels mit einem hohen Ölverbrauch werden aufgrund des Kostendruckes über Einsparpotenziale nachdenken. Wir merken, dass die Nachfrage generell anzieht, vor allem aber im Großkesselsektor. Österreich bietet Gewerbe- und Industriebetrieben über die Kommunalkredit Bank und die Bundesländer attraktive Direktförderungen, die gerne von den Kunden angenommen werden.
Und wie steht es um den Kleinanlagenmarkt?
Wir merken eine sehr deutliche Nachfragebelebung aufgrund des rasant gestiegenen Heizölpreises. Der Ölpreis ist mehr als doppelt so hoch wie vor einem Jahr. Pellets sind gegenüber Öl um mehr als 45 Prozent billiger. Dies ist das Hauptargument für die Kunden, um auf Biomasse umzusteigen. Dämpfend wirkt sich aus, dass es leider keine Kontinuität in der Förderpolitik für kleine Anlagen gibt. Es ist zwar in Österreich besser als in Deutschland, aber es werden ständig Regelungen geändert beziehungsweise verworfen. Es ist sehr schwierig, den Kunden zu kommunizieren, welchen Förderungsanspruch sie für welche Geräte im jeweiligen Bundesland haben. Hier fehlt uns leider eine Unterstützung von Seiten der Politiker.
Weitere Informationen: http://www.gilles.at/