Interview: „In Haushaltslagern besteht keine Gefahr“

Dienstag, 16. November 2010 | Autor: Joachim Berner

Ein tödlicher Unfall in einem Pelletsgroßlager in Remscheid hat zu Beginn des Jahres eine Diskussion über die Sicherheit der Vorratskammern ausgelöst. Ein Mann war an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben. Im Gespräch mit Pelletshome.com gibt Christian Rakos, Geschäftsführer der Branchenverbandes Propellets Austria, Entwarnung für private Brennstofflager.

Herr Rakos, wie gefährlich sind Pelletslager in Privathäusern?
Wir haben im Anschluss an den Unfall in Remscheid sofort Untersuchungen in Auftrag gegeben, um die Lage in Pelletslagern von Haushalten zu analysieren. In zahlreichen Lagern wurden Messungen durchgeführt. Es zeigte sich, dass in keinem einzigen davon gefährliche Kohlenmonoxid-Konzentrationen auftraten. Geringe Mengen an Kohlenmonoxid treten in der Regel nur kurz nach der Befüllung mit den frischen Pellets auf, zu einem Zeitpunkt also, wenn ein Betreten des Pelletslagers unmöglich ist, weil es normalerweise komplett gefüllt sein wird.

Christian Rakos, Geschäftsführer Propellets Austria

Bislang war nicht genau bekannt, wie Kohlenmonoxid in Pelletslagern entsteht. Gibt es inzwischen neue Erkenntnisse?
Kohlenmonoxid entsteht in Pelletslagern durch die Verbindung von im Harz enthaltenen Fettsäuren mit Sauerstoff. Die dabei entstehenden Mengen sind so gering, dass sie, wie wir jetzt wissen, in Haushaltslagern keine Gefährdung erzeugen können. In Erdlagern können sie aber tatsächlich gefährlich sein, da diese vollkommen hermetisch abgeschlossen sind. Auch bei großen gewerblichen Anlagen kann eine Gefährdung auftreten, weshalb für diese Lager besondere Sicherheitsmaßnahmen umgesetzt werden müssen.

Was empfehlen Sie Privatverbrauchern für den Umgang mit ihrem Lagern?
Wir haben gemeinsam mit Experten ein Hinweisschild mit Sicherheitsempfehlungen für Haushalte entwickelt. Es wird über den Pelletshandel an alle Konsumenten verteilt und ist an der Lagerraumtüre anzubringen. Die wichtigste Sicherheitsmaßnahme: Das Pelletslager vor dem Betreten für 15 Minuten durch Öffnen der Türe belüften. Sehr wichtig ist es auch, die Heizung abzuschalten, bevor man den Pelletslagerraum betritt. So verhindert man Verletzungen durch bewegliche Teile wie zum Beispiel durch die Schnecke. Selbstverständlich ist es verboten, Pelletslager mit offenem Licht oder Zigaretten zu betreten.

Die Branche arbeitet an einem speziellen Deckel für Einblasstutzen, um hohe Kohlenmonoxidkonzentrationen zu vermeiden. Wie ist der aktuelle Stand?
Propellets Austria hat ein Unternehmen beauftragt, einen Befüllstutzendeckel zu entwickeln, der eine Belüftung des Lagerraums erlaubt, ohne dass zum Beispiel bei Schlagregen Wasser in den Vorratsraum eindringen kann. Einige Kesselhersteller liefern ihn bereits mit ihren neuen Kesseln aus. Wir prüfen derzeit die Möglichkeit, Kunden diesen Deckel im Zuge einer Neubefüllung mit Pellets zur Verfügung zu stellen.

Der TÜV Rheinland hält größere Öffnungsflächen als bei ihrem Deckel für notwendig. Was halten Sie von den Forderungen des Prüfinstituts?
Wir haben dem TÜV Rheinland alle Messergebnisse zur Verfügung gestellt, die in Pelletslägern mit und ohne den neuartigen Befüllstutzendeckel durchgeführt wurden. Auf Basis dieser Untersuchungen erwarten wir bis Ende November eine Empfehlung für die weitere Vorgehensweise.

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3 Kommentare

  1. R. Wagner sagt:

    Besteht überhaupt irgendeine Gefahr, wenn ich meine Pellets per Sauggebläse zum Ofen fördere und mindestens einmal täglich während der Befüllung des Zwischenspeichers eine Menge Luft durch die Saugturbine in das Pelletlager geblasen wird?

    Gruß
    R. Wagner

  2. Tom aus HH sagt:

    es besteht durch die Zersetzung der Lingine in trockenem Holz PRINZIPIELL immer die Gefahr, dass Kohlenmonoxid (CO) ausgast – also auch im Falle von Pellets. Ihre Turbine wird also bestenfalls die CO-Konzentration temporär verringern, nicht aber das CO dauerhaft aus Ihrem Lager entfernen !

  3. Tom aus HH sagt:

    … und noch ein Kommentar zu diesem Interview:
    Es hat zwischenzeitlich mehrere CO-Vorfälle in Haushaltslagern gegeben. Die Kernaussage dieses Interviews ist also nachweislich falsch !
    siehe z.B. hier: http://www.mz-web.de/servlet/ContentServer?pagename=ksta/page&atype=ksArtikel&aid=1334258335157

    Ich jedenfalls habe mir genau diesen CO-Warnmelder, der die Familie in Großkorbetha gerettet hat, gekauft ! Der irische Hersteller ist Ei Electronics hat eine Niederlassung in Düsseldorf.
    Diese knapp 50 Euro ist mir meine Sicherheit allemal wert !

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