„Der Blaue Engel steht für Glaubwürdigkeit und Bekanntheit“

Mittwoch, 03. August 2011 | Autor: Joachim Berner

Der Blaue Engel kennzeichnet umweltfreundliche Produkte und Dienstleistungen. Nun gibt es ihn auch für Holzpellets. Pellethome.com sprach mit  Angela Kohls vom Umweltbundesamt über Kriterien, Kontrolle und Kritik.

Frau Kohls, was haben Endverbraucher vom Blauen Engel für Holzpellets?
Holzpellets mit dem Blauen Engel werden nachhaltig und energieeffizient erzeugt. Der Blaue Engel informiert über die wesentlichen Umweltkriterien und gibt Verbrauchern eine Orientierungshilfe, die Qualitätskriterien einschließt. Die Endverbraucher finden wesentliche Produktinformationen auf der Verpackung und können somit regional erzeugte Holzpellets bevorzugen. Der Blaue Engel steht als freiwilliges Produktkennzeichen generell für eine hohe Glaubwürdigkeit und Bekanntheit. Er wurde vom Staat initiiert und wird von einer unabhängigen Jury verabschiedet. Er garantiert dem Verbraucher eine fachlich fundierte, neutrale und unabhängige Bewertung. Die Kriterien erarbeitet das  Umweltbundesamt, wobei es von herstellerunabhängigen Instituten wissenschaftlich begleitet wird. Es gibt also keine Verknüpfung der am Verfahren beteiligten Stellen mit wirtschaftlichen Interessen der Zeichennehmer.

Angela Kohls Welche Anforderungen müssen die Brennstoffproduzenten erfüllen, um den Blauen Engel zu bekommen?
Die Produktanforderungen und Nachweisregelungen für Holzpellets und Holzhackschnitzel sind in der Vergabegrundlage RAL-UZ 153 festgelegt. Demnach müssen zum Beispiel die Rohstoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen oder es muss sich um chemisch unbehandeltes Industrierestholz handeln. Weitere Anforderungen sind eine effiziente Holztrocknung mit erneuerbaren Energien oder industrieller Abwärme, Angaben zu den Transportwegen durch Deklaration des Kohlendioxid-Emissionswertes und die Sicherung der Produktqualität. Außerdem müssen sich Produktinformationen auf der Verpackung oder auf dem Auslieferungsbeleg mit relevanten Angaben zu Heizwert, Lagerung, Normenkonformität und Transportweg finden.

Inwieweit spielt die Produktqualität für den Blauen Engel eine Rolle?
Die Produktqualität ist eine wesentliche Säule des Blauen Engels. Die Qualitätskriterien für Holzpellets müssen der DIN EN 14961-2 entsprechen. Wir orientieren uns wenn möglich immer an bereits eingeführten Qualitätsstandards der jeweiligen Branche.

Wie oft haben Sie den Blauen Engel für Pelletshersteller schon vergeben?
Derzeit gibt es zahlreiche Anfragen bei der RAL GmbH als Vergabestelle und aktuell einen Antrag auf Zeichennutzung.

Können Händler ebenfalls den Blauen Engel bekommen?
Ja, Zeichennehmer können Hersteller und Vertreiber von Holzpellets sein. Beantragt der Produzent keinen Blauen Engel, kann dies der Händler selbst in die Hand nehmen und seine Pellets zertifizieren lassen, auch wenn es sich um gemischte Produkte handelt. Voraussetzung ist in jedem Fall, dass seine Produkte sämtliche Vergabekriterien erfüllen.

Gibt es KO-Kriterien, die die Vergabe des Blauen Engels verhindern?
Die zentralen  Ausschlusskriterien sind der Einsatz fossiler Brennstoffe für die Trocknung und der fehlende Nachweis zur Produktqualität. Auch Holzpellets, die ausschließlich durch Freilandtrocknung vorbehandelt werden, sind von der Vergabe ausgeschlossen. Der Blaue Engel kann immer nur dann vergeben werden, wenn alle Kriterien der Vergabegrundlage RAL-UZ 153 erfüllt sind. Es gibt keine vergleichenden Abstufungen oder differenzierende Bewertungen. Die Vergabe ist immer eine Ja/Nein-Entscheidung. Somit ist jeder fehlende Nachweis ein KO-Kriterium.

Wie kontrollieren Sie die Angaben der Unternehmen?
Der Antragsteller muss die Einhaltung der Kriterien erklären und bei der Antragstellung spezifische Nachweise, Zertifikate und Umweltgutachten vorlegen. Die Einzelheiten sind in der Vergabegrundlage festgelegt, zum Beispiel ist die Kohlendioxid-Bilanz der Transportwege alle zwei Jahre zu erneuern. Die Kontrolle der Produktqualität muss der Antragsteller monatlich in Eigenüberwachung durchführen. Zudem muss er sich jährlich von einem externen Fachgutachter überprüfen lassen. Durch den mit der Vergabestelle abzuschließenden Zeichennutzungsvertrag verpflichtet er sich rechtsverbindlich, während der Laufzeit des Vertrages die Anforderungen in vollem Umfang einzuhalten.

Auch beim TÜV Süd können sich Unternehmen für ihre emissionsarme Produktion zertifizieren lassen. Warum sollten sie das mit dem Blauen Engel tun?
Der Blaue Engel betrachtet neben einer Kohlendioxid-Bilanz für die Transportwege auch die Brennstoffeigenschaften und die Herkunft der Rohstoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Er fördert die Nutzung erneuerbarer Energien bei der Trocknung der Produkte. Unser Ansatz ist daher umfassender als ein Carbon Footprint und bündelt damit verschiedene Initiativen der Branche, sodass der Antragsaufwand für die Unternehmen vertretbar ist. Sie können mit dem Blauen Engel ein Premium-Produkt ausloben, das der Verbraucher aus anderen Produktwelten bereits kennt. Besonders deutsche Pelletshersteller haben wegen der günstigen Kohlendioxid-Bilanz einer regionalen Produktion deutliche Marktvorteile.

Es gibt Stimmen in der Branche, die sich im Zuge der Veröffentlichung des Blauen Engels über eine Flut an Qualitätszeichen beschwert haben, weil sie die Verbraucher verunsichern würden. Können Sie die Kritik nachvollziehen?
Ja. Es gibt einen Labeldschungel, der sich über die gesamte Produktlandschaft ausbreitet. Das ist jedoch ein Spiegel des freien Wettbewerbs. Der Blaue Engel wird seit 1978 vergeben. Er war das erste Label für eine ökologische Produktkennzeichnung und besitzt daher den Bonus von Glaubwürdigkeit und Neutralität. In den vergangenen zehn bis 20 Jahren haben sich zahlreiche weitere Initiativen gegründet, die sehr unterschiedliche Ansätze verfolgen. Nur der Wettbewerb kann entscheiden, welche Systeme sich langfristig am Markt etablieren. Eine fundierte Bewertung einzelner Label erfordert eine vertiefte Betrachtung des Anforderungsniveaus, des Regelungsumfangs, der Struktur der Trägerorganisation und schließlich auch die Kompetenz eines mündigen Verbrauchers. Eine Plattform, die das unterstützt, ist zum Beispiel das Informationsportal der Verbraucherinitiative unter http://www.label-online.de.

Weitere Informationen: http://www.blauer-engel.de/de/produkte_marken/vergabegrundlage.php?id=211

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1 Kommentar

  1. Blauer Engel hin, ENplus her, im Sinne des Verbrauchers sind Qualitätsstandards sicherlich unerlässlich! Sie tragen zum Vertrauen bei. Doch kann die Pelletbranche weiterführende bzw. zusätzliche Zertifitzierungen oder dergleichen bald nicht mehr finanzieren. Einige haben sich bereits aus Verbänden und von unnötigen Zertifizierungen zurückgezogen. Zusätzliche Qualitätsstandards müssen, wenn Sie denn dann gefordert werden, auch zusätzlich eingepreist werden! Einige Hersteller nehmen schon heute mehr ENplus mehr als für DINplus! Beim Blauen Engel siet das nicht anders aus. Ich denke es würde schon reichen, wenn eine allgemeine und neutrale Empfehlung für die Pellets ausgesprochen wird. Wir sollten uns in der Wahrnehmung im Bereich der Erneuerbaren Energien von der zu allgemein gehaltenen Rubrik “Bioenergie” deutlicher abgrenzen. Erneuerbare das heist in erster Linie Wind und Sonne, dann Bionergie mit dem Schwerpunkt Biogas. Holzpellets sind da nach wie vor leider nur ein Randthema! das sollte sich ändern, dann können wir über weitere Standards nachdenken!

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