Markus Mann: „Wir wringen die Späne vor dem Föhnen aus“

Dienstag, 23. Januar 2018 | Autor: Joachim Berner

Mit einer neuartigen Hackschnitzel-Vorentwässerung hat die Firma Westerwälder Holzpellets ihre Produktion in Langenbach ausgestattet. Sie spart Energie bei der anschließenden Trocknung des Holzrohstoffs. Welche Vorteile sie bringt und warum er außerdem in ein eigenes Sägewerk investiert hat, erklärt Geschäftsführer Markus Mann im Interview mit Pelletshome.com.

Herr Mann, wie funktioniert die Hackschnitzel-Vorentwässerung?
Im Prinzip werden die Hackschnitzel zwischen einen Koller und eine Lochmatrize gequetscht und das Wasser herausgedrückt.

Wie viel Energie lässt sich mit ihr sparen?
Im Winter können wir den Wärmeeinsatz fast halbieren und somit den Bandtrockner in den Zustand des Sommerbetriebs versetzen. Der Wassergehalt kann in der nassen Jahreszeit schon mal 55 bis 60 Prozent betragen. Wir reduzieren durch den Einsatz der Quetsche den Wassergehalt auf etwa 35 Prozent.

Inwieweit lassen sich dadurch die Produktionskosten senken?
Auch wenn es sich bei uns um Abwärme aus einem Biomasse-Heizkraftwerk handelt, so ist in der nassen Jahreszeit die Wärme der begrenzende Faktor. Bislang haben wir die Späne quasi trocken geföhnt. Nun wringen wir sie erst noch aus.

Handelt es sich um eine Eigenentwicklung?
Nein, wir wurden von einem Maschinenbauer aus dem Schwarzwald auf die neue Technik angesprochen. Ein Unternehmen aus der Nachbarschaft, die Firma Rudnick & Enners, war mit einer ähnlichen Idee vor zwei Jahren bereits auf der Ligna vertreten. Die Weiterentwicklung ihrer Technik läuft derzeit bei uns im Probebetrieb.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?
Als ich die Technik erstmalig von der Firma Bohnert aus dem Schwarzwald präsentiert bekommen habe, war mir klar, dass das Konzept die erste wirklich große Innovation für den Pelletsmarkt seit 20 Jahren bedeutet. Es mag in der Vergangenheit bei vielen Pelletswerken nicht so wichtig gewesen sein, wie viel Wärme man einsetzen muss, da es sich um Abfallwärme aus Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen handelte. Aber auch diese Wärme kostet Geld. Im Mittel braucht es eine Megawattstunde Niedertemperatur-Abwärme pro Tonne Holzpellets – im Sommer sind es 0,6 Megawattstunden, im Winter aber bis zu 1,2 Megawattstunden. Daher bedeutet die Hackschnitzel-Vorentwässerung einen großen Innovationsschub.

Sehen Sie weiteres Potenzial für Sparmaßnahmen in der Pelletsproduktion?
Wir haben in der Vergangenheit viel im Bereich der Stromverbräuche geleistet. Als wir 2001 mit der Produktion begonnen haben, haben wir fast 20 Prozent mehr Strom pro Tonne Pellets gebraucht als heute. Ich sehe heute das Hauptpotenzial in der Logistik zum Endkunden. Hier zählen kurze Wege und eine direkte Belieferung. Ist ein Pelletswerk zu groß, muss zu weit gefahren werden. Das hat unter anderem Herrn Leibold mit seinem Unternehmen German Pellets die Pleite gebracht.

Bislang haben Sie die Sägespäne von einem Sägewerk in unmittelbarer Nachbarschaft bezogen. Im September haben Sie Ihr eigenes Sägewerk eingeweiht und erzeugen von nun an bei der Herstellung von Brettern und Kanthölzern ihren eigenen Rohstoff. Warum haben Sie 8,5 Millionen Euro in ein eigenes Sägewerk investiert?
Unter anderem habe ich die Chance in einem neuen Rohstoffsegment gesehen, das von unseren Wettbewerbern derzeit noch nicht genutzt wird. Gleichzeitig haben wir uns damit diversifiziert und erzeugen weitere Produkte am Standort. Die Entwicklung bei den Sägewerken ist nicht immer stabil und nicht alle unsere Lieferanten sind für die langfristige Zukunft gewappnet. Zudem veredeln immer mehr große Säger ihren Rohstoff selbst zu Pellets. Somit ist weniger Material im Markt.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Pelletsmarkt 2017?
Im Prinzip können wir nicht klagen, denn in der Hochphase des vergangenen Winters hat sich so mancher Endverbraucher mit billigen Pellets versorgt, die am Ende zu Problemen geführt haben. Bei 80 Prozent unserer Kunden handelt es sich um Stammkunden. Der Anteil steigt in der Regel, wenn ein Kunde mal schlechte Erfahrung mit minderwertigeren Pellets gemacht hat. Außerdem merkt man, dass im Baltikum dieses Jahr auf Grund von Rohstoffengpässen weniger produziert und somit nach Deutschland geliefert wurde. Märkte wie Frankreich haben eine dynamische Entwicklung erlebt. Im vergangenen Winter gab es dort Stromknappheit durch die Abschaltung von Atomkraftwerken. Das hat einen Boom bei Pelletsöfen ausgelöst. Somit hatten die Produzenten aus Belgien ein gutes Ventil in Richtung Frankreich und haben den Westen von Deutschland etwas in Ruhe gelassen.

Was erwarten Sie für das kommende Jahr?
Leider liebt der Deutsche immer noch seinen neuen Diesel vor der Haustür und lässt den Oldtimer im Heizungskeller weiter bullern. Die Regierung müsste eine Kohlendioxid-Steuer von mindestens 50 Euro pro Tonne festlegen. Dann würden Pellets an vielen Orten gewinnen. Wenn ordnungspolitisch jedoch nichts geschieht, kommen wir nicht weiter und der Pelletsmarkts wächst weiterhin sehr langsam.

Weitere Informationen: www.ww-holzpellets.de

Die Fragen wurden per E-Mail gestellt.

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