„Auch Importpellets müssen aus ökologisch vertretbaren Quellen stammen“

Mittwoch, 17. Juli 2013 | Autor: Joachim Berner

Branchenexperten erwarten einen steigenden Anteil von Importpellets aus Nordamerika und Osteuropa im mitteleuropäischen Wärmemarkt. Markus Mann, Geschäftsführer der Westerwälder Holzpellets GmbH, erklärt im Gespräch mit Pelletshome.com, wie sich der zunehmend internationale Wettbewerb auf ihn als regionalen Pelletsproduzenten auswirkt und unter welchen Bedingungen er auch Importpellets für nachhaltig hält.

Herr Mann, was halten Sie als heimischer Pelletsproduzent und regionaler Anbieter von dem steigendenden Holzpellets-Import aus Übersee?
Hier schlagen zwei Herzen in einer Brust. Erstens: Pelletswärme ist aus meiner Sicht generell eine gute Lösung für den Markt. Wir können gar nicht genug fossile Energie verdrängen. Wichtig bei den Importen ist die Art der Herstellung und der damit verbundene Carbon-Footprint, die CO2-Bilanz. Wenn die Importpellets aus einer ökologisch vertretbaren Quelle und Waldbewirtschaftung stammen, sind sie für mich akzeptabel. Ökologisch vertretbar bedeutet für mich: grüne Wärme und grüner Strom verbunden mit einer nachhaltigen, ökologischen Waldwirtschaft, zum Beispiel FSC. Kürzlich wurden mir Pellets aus Frankreich angeboten, die einer Produktionsstätte mit Steinkohlefeuerung entstammten, die gleichzeitig französischen Atomstrom verwendete. Das ist aus meiner Sicht nicht ökologisch und nicht vertretbar.

Und der zweite Punkt?
Der Import von Pellets bedeutet natürlich Versorgungssicherheit und Stabilität für den Verbraucher. Für die lokal produzierenden deutschen Hersteller bedeutet er aber einen nicht unerheblichen Wettbewerb. Während wir in Deutschland bei den heutigen Strom- und Rohstoffkosten für ca. 210 bis 225 Euro pro Tonne produzieren, wird in Rotterdam eine gute Importware für 160 bis 170 Euro pro Tonne umgeschlagen. Die Logistik per Schiff oder LKW erhöht die Kosten um 30 bis 40 Euro pro Tonne. Somit kann die Importware heute schon etwas günstiger angeboten werden als es die lokalen Produktionskosten erlauben. Zum Glück gibt es durch den häufigeren Umschlag einige Qualitätsunterschiede, wodurch die lokal produzierten und lokal verteilten Pellets immer im Vorteil sind, wenn es um Größenverteilung und Störanfälligkeit geht.

Befürchten Sie, dass das Image von Holzpellets als regionalem Brennstoff unter dem Übersee-Import leiden wird?
Mit Sicherheit wird es Fragen aufwerfen. Ich hoffe, dass der Carbon-Footprint unserer Pellets beziehungsweise der Umweltengel vom Kunden dann eher nachgefragt wird.

Was könnte die Branche Ihrer Meinung nach tun?
Aufklärung in Bezug auf die Unterschiede in der Herstellung, die Logistikeffekte und den Nachweis der ökologischen und nachhaltigen Waldwirtschaft betreiben.

Fürchten Sie die neue Konkurrenz, weil Sie einen Preisdruck auslösen könnten?
Respekt vor der Entwicklung muss man unbedingt haben. Preisdruck wird jetzt schon ausgeübt. Sonst könnte es nicht sein, dass der Pelletspreis im Norden Deutschlands niedriger ist als in den Pellets-Produktionszentren südlich von Sauerland, Rheinland-Pfalz und Hessen.

Handelt es sich in einem freien Markt nicht um eine zwangsläufige Entwicklung?
Ja, das kann man nicht verhindern. Am Ende hat es der Verbraucher in der Hand. Er kann aber auch sicher sein, dass es eine Marktwirtschaft und keine Monopole gibt.

In den USA produzieren bereits Werke, die nach dem Qualitätssiegel ENplus zertifiziert sind und damit gewisse ökologische Standards einhalten müssen. Dagegen ist nichts zu sagen, oder?
Das ist für mich in Ordnung. Bei der Herstellung ist mir wie gesagt wichtig, wie hergestellt wird, ob zum Beispiel Atom- oder Kohlestrom eingesetzt wird.

Ihr Unternehmen pelletiert nicht mehr ausschließlich Sägemehl aus der Sägeindustrie, sondern verarbeitet auch Waldholz. Warum?
Rohstoffalternativen sind ständig gefordert. Wir entrinden das Waldholz und zerkleinern es für die Trocknung und die Pelletierung. Die Rinde dient als Brennstoff im Biomasse-Kraftwerk. Es geht somit nichts verloren. Ein schöner Nebeneffekt ist die Tatsache, dass man das nicht sägefähige Rundholz sehr gut lagern kann und somit für den Winter vorsorgen kann. Ganz nebenbei trocknet das Waldholz im Sommer.

Weitere Informationen: www.ww-holzpellets.de

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3 Kommentare

  1. Markus Knoll sagt:

    “…Als Rohstoffpreise für die Pelletfertigung werden derzeit 30 bis 60 Euro pro Tonne genannt, abhängig von der Feuchte des Materials. Für die Trocknung – etwa 1 MWh Energieaufwand je Tonne – rechnet Joachim Fischer vom Deutschen Energie Pellet Verband (DEPV) weitere 12 Euro und für Stromkosten der Produktion 13 Euro. Einschließlich Kapital- und sonstiger Betriebskosten kommt er bei einer gut ausgelasteten Anlage auf Gestehungskosten von 80 bis 95 Euro je Tonne…”

    Quelle: ERDÖL-/ENERGIE-INFORMATIONSDIENST Nr. 10/06 vom 06.März 2006 Seite 20-21

    Und von Werken im Osten findet man noch heute Großhandels_angebote_ zu solchen Preisen in Din+ – Qualität im Netz; natürlich ab Werk & Netto.

    Ich glaub’, ich werd’ Pillenimmporteur in Rotterdam ;-)

  2. Peter Pellet sagt:

    “Während wir in Deutschland bei den heutigen Strom- und Rohstoffkosten für ca. 210 bis 225 Euro pro Tonne produzieren…”

    Diese Angabe kommt mir doch sehr zweifelhaft vor. Bei Pelletspreisen von ca. 250€/t wäre doch kein Blumentopf mit dem Verkauf von Pellets zu gewinnen!? Oder übersehe ich etwas?

  3. WASSERFUHR AUSTROCKNUNGEN GMBH sagt:

    Ich würde gerne eine grössere Menge über Rotterdamm oder anderer Adresse kaufen. An wen kann ich mich wenden um mir eine seriöse Adresse mitzuteilen ?

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