In einer aktuellen Pressemitteilung betont der Deutsche Energieholz- und Pellet-Verband (DEPV), dass sich die German Pellets-Pleite unter anderem wegen der zahlreich in Deutschland vorhandenen Pelletsproduktionen nicht auf die Versorgungslage auswirken werde. Über die Folgen der Insolvenz für die Branche spricht Pelletshome.com mit dem DEPV-Vorsitzenden Martin Bentele.
Herr Bentele, sieht man sich die Größe der Pelletswerke in Deutschland an, dann entfällt auf German Pellets mit 843.000 Tonnen über ein Viertel der deutschen Produktionskapazität. Warum müssen Verbraucherinnen und Verbraucher trotzdem nicht von einem Engpass ausgehen?
Die Versorgungslage mit Pellets ist aktuell sehr gut, was sich auch im stabilen Preis im Februar zeigt. Ein Engpass würde sich mit Sicherheit über einen starken Preisanstieg ankündigen. Sowohl das bereits 2015 zu verzeichnende hohe Holzangebot als auch der witterungsbedingt niedrige Verbrauch tragen zur Preisstabilität bei.
In Ihrer Pressemitteilung heißt es, Investitionen in neue Pelletswerke seien angekündigt. Um wie viele Vorhaben handelt es sich und in welcher Größe?
Wir wissen momentan von zwei mittelgroßen Standorten, die in Süddeutschland entstehen. Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass an den meisten bisherigen German Pellets-Standorten künftig weiter produziert wird.
German Pellets steht mit seiner internationalen und expansiven Strategie sicherlich nicht stellvertretend für die gesamte Branche. Dennoch besteht die Gefahr, dass die Insolvenz gerade in der breiten Öffentlichkeit dem Image des Brennstoffs schadet. Eine berichtigte Sorge?
Dass die Berichterstattung nicht positiv für die Pelletbranche ist, liegt auf der Hand. Sie spielt sich jedoch vorwiegend auf den Finanzseiten ab und zeigt, dass es sich bei der Firmenpleite um ein Problem des Geschäftsmodells mit Mittelstandsanleihen handelt und nicht um eine Branchenkrise oder eine Konsolidierungserscheinung.
Wie will der Verband auf die negative Berichterstattung reagieren?
Ganz einfach: Indem wir darauf hinweisen, dass die Belieferung der bestehenden Anlagen möglich ist ebenso wie der von uns erhofften höheren Anzahl an Pelletfeuerungen. Die zur Verfügung stehende Menge an Sägerestholz bietet eine verlässliche Grundlage, um eine Million Pelletfeuerungen in Deutschland zu betreiben.
Mit Firestixx hat inzwischen eine Tochtergesellschellschaft von German Pellets ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Kommen weitere Pleiten auf die Branche zu?
Das hoffe ich nicht.
German Pellets hat als Gründe für die Schieflage unter anderem den niedrigen Ölpreis und die beiden vergangenen warmen Winter genannt. Probleme, mit der die gesamte Branche zu kämpfen hat. Der politische Stillstand bei der Wärmewende trägt ebenfalls zu stagnierenden Absatzzahlen bei. Was kann die Branche dem entgegensetzen?
Wie ich am 17. Februar 2016 bei einer Expertenanhörung im Bundestag betont habe, geht es darum, für die Energiewende am Wärmemarkt ein mittelfristiges Konzept vorzustellen. Hierzu gehören eine intelligente Kombination aus Anreizen und ordnungspolitischen Maßnahmen wie beispielsweise die Zusammenlegung von Energieeinsparverordnung und Erneuerbaren-Energien-Wärmegesetz. Genauso entscheidend ist aber, dass die beim Verbraucher als Kompetenzträger bekannten Zielgruppen wie Heizungsbauer, Planer, Energieberater oder Schornsteinfeger qualifiziert und überzeugend beraten. Hierzu versucht der DEPV durch Schulung- und Marketingmaßnahmen beizutragen.
Mit der in diesem Jahr zum zehnten Mal stattfindenden Woche der Sonne und Pellets haben Sie die Möglichkeit, das Interesse an Pelletsheizungen zu steigern. Welche Impulse auf den Markt erhoffen Sie sich von den Veranstaltungen?
Pellets und Solarthermie sind perfekte Partner beim Heizen. Auch hier setzen wir auf überzeugte Handwerksbetriebe, die dem Verbraucher diese Kombination vor Ort nahebringen.
Bei den Klimaverhandlungen im Dezember in Paris haben sich die Staaten für Maßnhmen zur Emissionsminderungen ausgesprochen. Wie bewerten Sie die Ergebnisse?
Es ist natürlich sehr erfreulich, wenn sich nationenübergreifend ein bislang nicht gekannter Konsens für mehr Klimaschutz ergibt.
Erwarten Sie konkrete Auswirkungen auf den deutschen oder europäischen Wärmemarkt?
Kurzfristig sicher nicht. Mittelfristig vorstellbar wäre eine Bewertung und Bepreisung der Energieträger nach Ihrer CO2-Bilanz. Eine solche Maßnahme ist alleine im nationalen Kontext schwer umzusetzen. Sie würde aber einen Großteil der komplexen Anreiz- und Ordnungspolitik überflüssig machen.