Ölheizungsverbot hin, Fördererhöhung her – die Branche benötigt vor allem deutlich mehr geschulte und motivierte Heizungsbauer, die Verbraucherinnen und Verbraucher von einer Pelletheizung überzeugen. Das meint Martin Bentele, Geschäftsführer des Deutschen Energieholz- und Pellet-Verbands. Im Interview äußert er sich zum Klimaschutzprogramm 2030.
Herr Bentele, was halten Sie von den im Klimaschutzprogramm 2030 beschlossenen Maßnahmen zur Heizungsmodernisierung?
Im Gegensatz zu den überwiegend kritischen Stimmen zum gesamten Programm sehe ich die für den Gebäudebereich angekündigten Maßnahmen positiv. Hier gibt es auch keine infrastrukturellen Hindernisse wie bei der Elektrizität oder für den Verkehr, sodass man direkt an die Umsetzung gehen könnte. Allerdings gibt es noch viele offene Fragen zu den Maßnahmen. Die Wichtigste lautet für mich aktuell: Wie kann man die Kaufzurückhaltung aufheben? Denn jeder wartet jetzt natürlich ab, bis die angekündigte neue Förderung greift.
Wird das Klimapaket die Branche voranbringen?
Fossile Heizungen, vor allem die Ölheizung, haben durch die Diskussion über eine Abwrackprämie in den vergangenen Wochen doch erhebliche Imageschäden erleiden müssen. Auch deshalb sind Heizung und erneuerbare Wärme seit langer Zeit mal wieder Thema. Verbraucher werden nun hoffentlich Handwerker für den Heizungstausch kontaktieren. Es wäre jetzt wichtig, dass die Pelletbranche gemeinsam und öffentlichkeitswirksam diesen Trend kommunikativ unterstützt.
Wie bewerten Sie die stufenweise Einführung einer Kohlendioxid-Bepreisung für den Gebäudesektor?
Auch diese Maßnahme wird das Thema in den Schlagzeilen halten, selbst wenn der Einstiegs-Kohlendioxid-Preis zunächst niedrig ausfällt. Heizungskunden kaufen ihre Heizung für die nächsten 20 bis 30 Jahre. Sie müssen nun damit rechnen, dass Öl und Gas zusätzlich zum Spekulationseinfluss und den politischen Krisen kontinuierlich teurer werden. Das dürfte den Markt zumindest mittelfristig spürbar verändern.
Wie sinnvoll finden Sie das Ölkesselverbot ab 2026, wenn der Wechsel zu einer Gasheizung weiterhin möglich ist?
Ich bin nicht unbedingt ein Verbotsfreund und hoffe, dass die Industrie jetzt nicht die Werbetrommel rührt, um den Einbau von Ölheizungen bis 2026 zu pushen. Mit einem Marktanteil von 75 Prozent an den Neuinstallationen war klar, dass es in Deutschland weiter Gasheizungen geben wird, zumal sie durch den Einsatz grüner Gase klimafreundlicher werden können. Wir müssen auf erneuerbarer Seite realistisch bleiben. Wärmepumpe und Pelletheizung können nicht von heute auf morgen den gesamten Heizungsmarkt abdecken. Wir müssen unsere Anteile kontinuierlich erhöhen. Die Qualität beim Einbau muss gewährleistet sein. Hierzu braucht es Fachleute. Eine explosionsartige Entwicklung würde die gesamte Branche und den Markt überfordern.
Welche Maßnahmen halten Sie für am besten geeignet, die Wärmewende im Heizungskeller voranzubringen?
Die angekündigte Erhöhung der Förderung beim Heizungstausch auf 40 Prozent der Investitionskosten ist ein gutes Signal. Bislang betrug sie über das Marktanreizprogramm allerdings auch schon rund 25 Prozent – ohne dass es in breiten Verbraucherkreisen bekannt gewesen wäre. Letztendlich, und da sollten wir uns nichts vormachen, benötigen wir deutlich mehr geschulte und motivierte Heizungsbauer, die den Verbraucher direkt von der Pelletheizung überzeugen und sie kompetent einbauen. Insgesamt muss jetzt abgewartet werden, wie die Neufassung der vom Bundeswirtschaftsministerium anstehenden neuen Fördersystematik aussehen wird. Derzeit gibt es täglich neue Informationen, wie die Beschlüsse des Klimaschutzprogramms 2030 berücksichtigt werden sollen. Bei dem Einfluss der fossilen Lobby auf die Bundesregierung ist aber zu befürchten, dass an der Förderung für Öl- und Gaskessel festgehalten wird. Das wäre angesichts der getätigten Aussage zum Ölheizungsverbot dann aber ein richtig „Dicker Hund“ und würde die Wertigkeit des 40-prozentigen Zuschusses für Pelletheizungen doch deutlich relativieren.
Weitere Informationen: www.depv.de
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