Michael Geldmacher: “Das Unsichtbare regt die Phantasie an – auch bei einem Pelletsofen”

Dienstag, 30. Juli 2019 | Autor: Joachim Berner

Michael Geldmacher Michael Geldmacher Ein besonderes Augenmerk auf die Gestaltung seiner Öfen und Kamine hat der italienische Hersteller MCZ schon immer gelegt. Doch nun ist er einen Schritt weiter gegangen. Beim Entwurf seiner aktuellen Produktneuheiten hat er mit renommierten Gestaltern zusammengearbeitet. So hat der Münchner Möbeldesigner Michael Geldmacher den neuen Pelletsofen Reflex entworfen. Im Interview beschreibt er den Gestaltungsprozess und die Zusammenarbeit zwischen Designer und Ingenieur.

Herr Geldmacher, wie sind Sie an die Gestaltung eines Pelletsofens herangegangen?
Am Anfang eines neuen Projekts stehen immer die Recherchen. Es geht darum, die Welt des Kunden kennenzulernen, ein Ziel zu formulieren, die Wettbewerber und den Markt zu erkunden. Vor allem aber geht es darum, die berühmte Lücke zu finden; einen leeren Raum, den man füllen kann; eine Möglichkeit, etwas zu kreieren, das anders ist.

Wie lässt sich eine solche Lücke finden?
Zu Beginn habe ich Öfen lediglich als ästhetisch interessante Objekte gesehen, ohne an ihren technologischen und funktionalen Aspekt zu denken. Die ersten Fragen, die ich mir gestellt habe, waren: Wie lässt sich etwas Neues, Schönes, Interessantes entwickeln, in einer Welt, wo es alles schon zu geben scheint? Wie lässt sich etwas von Wert entwickeln für einen Markt, an dem alles erlaubt zu sein scheint? Und vor allem, wie designe ich einen Ofen, der etwas Besonderes ist und sich abhebt, ohne ihn einfach nur in ein anderes Gewand zu stecken?

Sich Fragen stellen: Ist das für Sie immer Ausgangspunkt für ein Projekt?
Ja, der Gedanke ist mein Lieblingsmaterial. Ich versuche eine Frage immer zunächst als Konzept anzugehen, dann erst projektbezogen. Unkonventionell denken, ohne mich zu weit vom formalen Aspekt zu entfernen: Mit diesem Gleichgewicht entstehen erfolgreiche Projekte.

Wo haben Sie beim Entwurf des Pelletsofens Reflex die Lücke entdeckt?
Beim Resümieren meiner Recherchen bin ich auf etwas gestoßen, was der Großteil der Öfen gemeinsam hat: Welche Form ein Ofen auch hatte, die Flamme blieb immer dieselbe. Das ist eine technische Frage. Fast alle Pelletsöfen haben dieselbe Funktionsweise: Deshalb erscheinen die Flammen immer gleich. Daraufhin habe ich mich gefragt, wie ich den Charakter der Flamme verändern könnte, ohne die Technologie zu verändern. So habe mich mehr auf die Wirkung der Flamme als auf die Flamme selbst konzentriert.

Inwiefern?
Der Reflex, das Leuchten, das Schimmern einer Flamme rufen starke Gefühle hervor und versprechen Wärme, Geselligkeit und Sicherheit: Ein geheiztes Haus in einer Winternacht, ein warmes Licht im Flur, Lava oder glühender Stahl – das alles bringt die elementare Kraft des Feuers zum Ausdruck. Oder auch eine ferne Höhle mitten in der Nacht: Die Grotte selbst ist nicht erkennbar, wohl aber das Schimmern und der Schein des Feuers. Mir wurde bewusst, dass es nicht das Sichtbare, sondern das Unsichtbare ist, was Gefühle zu wecken und die Phantasie anzuregen vermag.

Den Reflex-Pelletsofen prägt eine Tür mit vertikalen Lamellen, die die Flamme verbirgt und den direkten Blick ins Feuer verhindert. Als Betrachter nimmt man nur den Lichtschein wahr. Wie sind Sie zu dieser Form gekommen?
In einer ersten Phase haben wir uns auf abstrakte Experimente konzentriert, um die Natur von Schein und Schatten zu verstehen und so die bestgeeignete Diffusion des Lichts zu finden – sowohl emotional als auch technisch. Dann haben wir begonnen, mit verschiedenen Materialien und Dingen zu experimentieren: mit Nudelsieben, gelöcherten Kochlöffeln, Gittern aller Art, bis wir schließlich auf die Lamellen gekommen sind, bei denen der Effekt am besten war. Schließlich haben wir den ersten Prototyp hergestellt – eine Phase, die für mich immer sehr spannend ist. An dieser Stelle wird die Idee erstmalig zu Realität. Es ist das erste Mal, dass Modelle, Zeichnungen, Renderings ihren Realitätscheck erhalten.

Wie ist der Check ausgefallen?
Dreidimensionale Animationen und Photoshop beschönigen leicht und schaffen eine Illusion, während Stahl, Aluminium und alle echten Materialien keine Ungenauigkeiten oder Fantastereien erlauben. So sind wir Designer von den Ingenieuren und ihrer Erfahrung abhängig. Für mich war es eine Freude, mit hervorragenden Fachleuten zusammenzuarbeiten, die mir geholfen haben, Lösungen für technische Probleme, aber auch für einige ästhetische Fragen zu finden. Manchmal kostet es mich echte Anstrengung, die jeweilige technische Abteilung von der Notwendigkeit bestimmter Details zu überzeugen, aber mit den Leuten von MCZ war sofort ein Einklang da.

Welche Bedeutung messen Sie Design allgemein bei?
Design sollte die Gesellschaft verändern und hat auch das Potenzial dazu. Allerdings nicht solange es nur die Eitelkeiten und die Sucht der Menschen nach Differenzierung bedient. Dem Gestaltungsprozess sollte immer das Bewusstsein für die wahren Probleme der Welt, wie Umweltverschmutzung, Ressourcenverschwendung, mangelnde Bildung zugrundeliegen. Umfassende Bildung kann Menschen befähigen, Entscheidungen zum Wohle der Gesellschaft zu treffen. Designer können mit ehrlichen Produkten zu dieser Bildung beitragen.

Weitere Informationen: www.mcz.it

Das Interview hat die Presseagentur ERGO zur Verfügung gestellt. Es wurde von der Pelletshome-Redaktion bearbeitet.

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