„Wir werden 2012 einen Boom bei Pelletsheizungen haben“

Dienstag, 03. Januar 2012 | Autor: Joachim Berner

Das Verbrennen von Holzpellets in Kohlekraftwerken gewinnt immer mehr an Bedeutung. Im Gespräch mit Pelletshome.com beschreibt Christian Rakos, Präsident des European Pellet Council, den Unterschied zwischen Industrie- und Haushaltspellets und erklärt, warum sich beide Märkte ergänzen können.

Welche Herausforderung bringt der Anstieg von Co-Firing für die Pelletsbranche mit sich?
In der Tat beabsichtigen immer mehr Stromerzeuger, ihre CO2-Emissionen mit dem Einsatz von Pellets in Kohlekraftwerken zu reduzieren. Die Auswirkungen dieser Entwicklung auf den Markt für Haushaltspellets sind aber gering. Industriepellets für Kraftwerke weisen eine minderwertige Qualität auf und sind deshalb kostengünstiger als Pellets für Haushalte. Für Kraftwerke wäre es unwirtschaftlich, Premiumpellets für die Produktion von Ökostrom zu verwenden.

Christian Rakos Manche befürchten dennoch negative Auswirkungen auf das Image und den Preis des ökologischen Brennstoffs. Was meinen Sie dazu?
Ich glaube nicht, dass es zu einem negativen Image kommt. Kraftwerksbetreiber legen größten Wert darauf, dass ausschließlich Industriepellets aus nachhaltiger Forstwirtschaft zum Einsatz kommen und verlangen von den Produzenten entsprechende Nachhaltigkeitsnachweise. Was die Preissituation betrifft, wird die verstärkte Nachfrage nach Industriepellets sicher nicht zu einer Preissteigerung bei Premiumpellets führen, weil sich die beiden Märkte derzeit weitgehend unabhängig voneinander entwickeln. Mittelfristig gehe ich davon aus, dass Industriepellets, die derzeit nur im Kraftwerksbereich genutzt werden, von größeren Wärmeverbrauchern wie Schulen oder Wohnhausanlagen eingesetzt werden. Die großen Mengen von Industriepellets, die in den nächsten Jahren auf den Markt kommen, werden dann einen Preis stabilisierenden Einfluss haben. Witterungsbedingte Schwankungen beim Pelletsverbrauch großer Wärmeverbraucher können dann nämlich durch die großen zirkulierenden Mengen an Industriepellets ausgeglichen werden.

Beim Industrieforum Pellets im Oktober in Stuttgart sagten Sie, der internationale Handel werde die Rohstoffkonkurrenz zwischen energetischer und stofflicher Verwertung von Holz in der EU entschärfen. Geht das nicht zu Kosten der Nachhaltigkeit?
Ich glaube nicht, dass das der Fall ist. Industriepellets werden derzeit überwiegend in Kanada und den USA produziert. Ländern, in denen klare gesetzliche Vorgaben für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung gegeben sind und eingehalten werden. Der Transport über den Atlantik in großen Schiffen ist sehr energieeffizient. In der Regel führt der Pelletseinsatz in Kohlekraftwerken zu einer Reduktion der Treibhausgase um über 80 Prozent, selbst wenn man die Energie für Produktion und Transport der Pellets berücksichtigt. Insofern leistet Co-Firing einen großen Beitrag zur Reduktion der Treibhausgasemissionen und damit zur Nachhaltigkeit.

Beim European Pellet Council haben Sie eine Arbeitsgruppe European Industrial Pellet Suppliers gebildet. Was wird ihre Hauptaufgabe sein?
Der inzwischen zügig wachsende Markt für Industriepellets muss besser organisiert werden. Derzeit gibt es keine einheitliche  Qualitätsstandards, sehr unterschiedliche Anforderungen an den Nachweis der Nachhaltigkeit und keine klaren Regeln für den Handel. Aufgabe der Arbeitsgruppe, an der sich europäische Produzenten von Industriepellets beteiligen, wird es sein,  Vorschläge für Qualitätsklassen, für die Nachhaltigkeitszertifizierung sowie für einheitliche vertragliche Rahmenbedingungen auszuarbeiten und in der Folge mit den Käufern industrieller Pellets, den Stromversorgern, zu verhandeln.

Wenn über die Energiewende diskutiert wird, geht es meistens um Strom. Wie ließe sich Ihrer Meinung nach eine Debatte über eine Energiewende beim Heizen anstoßen?
Durch die enormen Preissteigerungen bei Heizöl und Erdgas hat sich vieles geändert. Für viele Haushalte stellen die Heizkosten ein echtes wirtschaftliches Problem dar. Ich denke, dass sich dadurch auch das politische Bewusstsein für diese Problematik entsprechend entwickeln wird. Allerdings verliert die Rolle der Politik für die Energiewende beim Heizen zunehmend an Bedeutung. Mit Pellets zu heizen ist bereits so wirtschaftlich, dass Förderungen keine Voraussetzung mehr für Kunden darstellen, um eine Pelletsheizung anzuschaffen.

Obwohl man mit Holzpellets wesentlich günstiger kauft als mit Heizöl, stagniert ihr Absatz im Heizungsmarkt. Warum?
Von Stagnation kann man in Österreich eigentlich nicht mehr sprechen. Nach unseren Schätzungen ist der Absatz von Pelletszentralheizungskesseln in Österreich im vergangenen Jahr um 15 Prozent gestiegen, der Absatz von Pelletskaminöfen sogar um 30 Prozent. Eine aktuelle Befragung von Haushalten, die mit Öl heizen, zeigt, dass eine große Zahl von Ölheizern in den kommenden Jahren umsteigen wird  – viele von ihnen auf Pellets. Ich glaube daher, dass wir in den kommenden Jahren einen regelrechten Boom bei Pelletsheizungen sehen werden.

Weitere Informationen: www.pelletcouncil.eu und www.propellets.at

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2 Kommentare

  1. andreas plagmann sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren ,
    ich lebe in Polen und kann das CO-Firing hier life miterleben.Zur Zeit wird hier das größte Biomasse Heizkraftwerk der Welt gebaut.
    Durch die Arbeit mit RWE und Vattenfall habe ich aber einen ganz anderen Eindruck gewonnen,ihre Ankündigung grosse KUP’s anzulegen sind wohl im Sande verlaufen.Ich selber habe hier eine Energiepflanze gefunden, die dem Holz in keiner Weise nachsteht.Man kann sie jährlich ernten und sie hat die gleichen, wenn nicht sogar bessere Parameter wie Holz.Da die Energiepflanze bei 12% Wasser geerntet wird, hat sie wohl die höchste Nachhaltigkeit und man braucht nicht die teure Energie um sie zu trocknen.Wenn ich die Pflanze nun in Deutschland vorstelle, hält sich das Intresse in Grenzen ,obwohl die Pflanze einen Preis von 50€ /toatro aufweist.Die Branche ist von ausgebildeten Holzfachleuten geprägt ,die die Biomasse vom Feld noch ablehnt .So könnten Sie mir helfen die Energiepflanze in Deutschland zu verbreiten ,zum Wohle aller.
    Mit freundlichen Grüssen
    Andreas Plagmann

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