Ökofen feiert 30 Jahre Firmenbestehen. In dieser Zeit hat der österreichische Hersteller etwa 90.000 Pelletsheizungen produziert. Geschäftsführer Stefan Ortner spricht im Interview mit Pelletshome.com über den Pioniergeist seines Vaters und gibt eine Einschätzung zum aktuellen Pelletsmarkt.
Herr Ortner, vor 30 Jahren hat ihr Vater die Firma Ökofen gegründet. Wir haben Sie die Zeit erlebt?
Die Anfangsjahre nach der Firmengründung waren nicht einfach. Sie waren geprägt von einem unglaublichen Arbeitspensum meiner Eltern und oftmals von angespannten Situationen. Vor allem in der Anfangszeit mussten sie viel Zeit und Geld in das Unternehmen stecken. Auch wenn das Einkommen für eine 6-köpfige Familie nicht immer gesichert war, glaubten alle stets an den Erfolg von erneuerbarer Energie und kämpften dafür. Zudem war es überaus positiv, die beständige Weiterentwicklung des Unternehmens zu verfolgen, wie die Zahl der Kunden und Vertriebspartner sich immer weiter vergrößerte.
Inzwischen arbeiten Sie in der Geschäftsführung der Firma. War es für Sie schon immer klar, in das väterliche Unternehmen einsteigen zu wollen?
Mein Einstieg in das Unternehmen war nicht immer klar. Zuerst habe ich einen handwerklichen Beruf erlernt, mich dann nach Abschluss meines Studiums aber relativ rasch dafür entschieden, bei Ökofen einzusteigen und die Nachfolge meiner Eltern anzutreten. Es war vor allem die Chance, in unserer Gesellschaft einen wichtigen Beitrag für die Energiewende zu leisten, die mich besonders motivierte.
Wie feiern Sie das Firmenjubiläum?
Zum einen haben wir die Internetseite oekofen-30.com erstellt. Darauf bieten wir unseren Kunden und Heizungsbauern ein Gewinnspiel an, bei dem sie hochwertige Preise gewinnen können. Es soll in erster Linie ein Dank für die langjährige Partnerschaft und das Vertrauen in die Marke Ökofen sein. Neben dem Gewinnspiel lassen wir in einem Video unsere 30-jährige Geschichte nochmal Revue passieren. Wir geben einen Einblick in unsere Anfangszeit und bieten einen Ausblick in die Zukunft. Nicht nur digital wollen wir das Jubiläum aufgreifen. Auch vor Ort wollen wir mit unseren MitarbeiterInnen, Partnern und Kunden feiern. Dafür veranstalten wir im Juni 2020 ein großes Event. Stattfinden wird es in unserer Zentrale in Niederkappel. Nachdem wir in den nächsten Wochen mit der Erweiterung unserer Produktionshalle starten, werden wir das das Event in der neuen Halle feiern.
Ökofen ist der einzige Holzkesselhersteller, der sich auf Pellets spezialisiert hat. Warum?
Holzpellets ermöglichen als einziger Energieträger, Wärme zu 100 Prozent erneuerbar und komfortabel zu erzeugen. Der Brennstoff bietet unschlagbare Vorteile wie Nachhaltigkeit, Preisstabilität und Ressourcenschonung. Daher stellt eine Pelletsheizung den bestmöglichen Ersatz für die Millionen Ölheizungen in Europa und Nordamerika dar, da bei einem Wechsel auf keinerlei Komfort verzichtet werden muss. Das unglaubliche Potenzial hat mein Vater Anfang der 90-er Jahre als Erster in Mitteleuropa entdeckt und die passende Heizung entwickelt. Kurz darauf hat er 1997 die erste typengeprüfte Pelletsheizung präsentiert. Um weiterhin Vorreiter in der Branche zu bleiben, nutzte mein Vater diesen Vorsprung und setzte sich selbst den Anspruch der Technologieführerschaft. In einem dynamischen Marktumfeld schafft man das nicht, wenn man sich nicht konsequent auf ein Thema spezialisiert. Die erfolgreichen Produktinnovationen der vergangenen Jahre bestärken uns auf diesem Weg, den wir fokussiert weitergehen werden.
Ökofen hat eine Reihe von Innovationen auf den Pelletsmarkt gebracht: die Integration von Kessel und Solarspeicher, die Brennwerttechnik und zuletzt die stromerzeugende Heizung. Welche sehen Sie als besonders wichtig für die Firmenentwicklung an?
Jede Innovation war auf ihre Weise wichtig. Besonders positiv gestaltete sich der Erfolg der Pellets-Brennwerttechnik. Die Entwicklung bedeutete nicht nur für uns einen wichtigen Schritt, sondern verhalf der gesamten Branche zu einer neuen Ausrichtung, denn Pellets erreichen nun die gleiche Effizienz wie fossile Brennstoffe. Langfristig glauben wir an unsere Innovation der stromerzeugenden Pelletsheizung Pellematic Condens_e. In Kombination mit einem Stromspeicher und einer Photovoltaikanlage bietet sie die weltweit einzige Möglichkeit, sich an 365 Tagen im Jahr – egal ob Sommer oder Winter – mit 100 Prozent ökologischer Energie aus Pellets und Sonne zu versorgen. Wir sind stolz darauf, dass Kunden das Gesamtsystem bei uns als Serienprodukt kaufen und es in der Praxis zuverlässig funktioniert.
Wie schätzen Sie die Situation der Pelletsbranche derzeit ein?
Wir sind sehr positiv gestimmt. Aufgrund der aktuellen Klimadebatte in der Politik und der Präsenz in den Medien, scheint sich in Sachen Energiewende nun wirklich etwas zu bewegen. Es gibt derzeit keine andere Maßnahme, als Öl gegen Pellets zu tauschen, die so ein enormes Einsparpotential für Kohlendioxid bietet, ohne dass dabei Nutzergewohnheiten geändert werden müssten. Pellets stehen für modernes und klimaschonendes Heizen. Mit einer Ökofen-Pelletsheizung können im Jahr durchschnittlich 8,5 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Das entspricht den Emissionen von drei Dieselautos mit 15.000 Jahreskilometern.
Worin sehen Sie die größte Herausforderung der Zukunft für die Branche?
Die größte Herausforderung sehen wir im Fachkräftemangel im Handwerk. Die Handwerksbetriebe sind oft extrem ausgelastet. Das bedingt lange Wartezeiten für die Kunden. In diesem Bereich gilt es neue Lösungsansätze zu entwickeln, weil sonst kein echter Fortschritt möglich sein wird.
Was sehen Sie derzeit als größtes Hindernis, den stagnierenden Pelletsheizungsmarkt wieder anzutreiben?
Von elementarer Bedeutung für die Zukunft ist es, den Menschen die Vorteile einer Pelletsheizung und die Notwendigkeit der Energiewende beim Heizen zu verdeutlichen. Beispielsweise werden in Deutschland noch immer fünf Mal mehr Ölheizungen als Pelletsheizungen verkauft. Wir sind überzeugt, dass viele Kunden die Option, auf Pellets umzustellen, nicht einmal angeboten bekommen. Wir als Branche müssen gemeinsam mit den Handwerkern die potenziellen Kunden noch besser von den vielfältigen Vorteilen einer Pelletsheizung überzeugen.
Die Digitalisierung verändert unser Leben – im Privaten wie im Geschäftlichen. Wie äußert sich das bei Ihnen als Pelletskesselhersteller?
Wir setzen uns intensiv mit dem Thema Digitalisierung auseinander. Wir sehen sie als unabdingbare Weiterentwicklung. Unsere Produkte verfügen bereits seit Jahren über eine Online-Anbindung. Damit inbegriffen ist beispielsweise die serienmäßige Verarbeitung von Wetterdaten. Digitalisierung unterliegt einem ständigen Wandel. Daher denken und arbeiten wir kontinuierlich an der Optimierung bestehender und der Entwicklung neuer Servicedienstleistungen, um das Heizen mit Pellets noch innovativer zu gestalten.
Existiert der Kuhstall noch, in dem Ihr Vater Herbert Ortner seine ersten Kessel entwickelt hat?
Ja, das Gebäude gibt es immer noch. Mittlerweile haben wir dort eine kleine Schlosserei eingerichtet. Unsere Konstrukteure haben die Möglichkeit, neue Prototypen zu bauen und zu testen. Der Zweck des Gebäudes ist demnach immer noch der gleiche wie vor 30 Jahren: Neue Ideen für das Heizen mit Pellets zum Leben zu erwecken.
Die Fragen wurden per Email gestellt.