Erwin Stubenschrott: „Wir geben Energie fürs Leben“

Dienstag, 02. September 2014 | Autor: Joachim Berner

KWB stellt seit 20 Jahren Biomasseheizungen her. Das österreichische Unternehmen hat seinen Umsatz im vergangenen Jahr auf 74 Millionen Euro gesteigert und beschäftigt 439 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Im Interview mit Pelletshome.com erklärt Geschäftsführer Erwin Stubenschrott den Erfolg seines Unternehmens, wie der neuentwickelte Raupenbrenner funktioniert und welches Potenzial in Maisspindel als Brennstoff steckt.

Herr Stubenschrott, worauf führen Sie Ihren Erfolg zurück?
Für unseren Erfolgslauf gibt es mehrere Gründe. Erstens ein klares Ziel. Das Credo unseres Gründungsvaters Professor August Raggam lautete, dass nur die komplette Umstellung der fossilen und atomaren Energieversorgung auf 100 Prozent erneuerbare Energie eine lebenswerte Zukunft für unseren Planeten und damit für unsere Kinder schafft. Diese Vision war und ist unser Auftrag. Sie haben wir in unserem Leitbild verankert. Wir leisten durch unser Denken und Handeln einen wesentlichen Beitrag um die Versorgung der Menschheit auf erneuerbare Energie umzustellen. Die Verbrennung von Biomasse spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Und die weiteren Gründe?
Die Begeisterung für die Sache. Die richtige Mischung aus Forschung und Praxis mit unserem eigenen Innovationszentrum, indem über 30 Expertinnen und Experten arbeiten und an 18 modernsten Prüfständen bestehende Produkte weiterentwickeln und Innovationen testen. Wir investieren jährlich etwa zehn Prozent unseres Umsatzes in die Forschung sowie die Neu- und Weiterentwicklung unserer Produkte und Dienstleistungen. Ein weiterer Grund sind kompetente und motivierte Mitarbeitende und die richtigen Partner. Wir beteiligen auch unsere Partner und Kunden am Innovationsprozess und an der Produktentwicklung. Dadurch schaffen wir höchste Qualität auf allen Ebenen: in der Beratung, bei den Produkten, im Vertriebssystem und im Service. Schließlich bieten wir eine klare Wertewelt: Fairness, Partnerschaft, Vertrauen und Zuverlässigkeit. Das sind bei KWB keine Schlagworte, sondern die Basis unseres täglichen Handelns.

Welche Philosophie steht hinter Ihrem Unternehmen?
Unser Ziel ist es, moderne Biomasseheizungen mit einem attraktiven Preis-Leistungs-Verhältnis und bester Verbrennungsqualität bei niedrigsten Emissionen und höchstem Bedienkomfort zu entwickeln und zu vertreiben. Damit wollen wir das Öl- und Gaszeitalter im Wärmebereich in den Privathaushalten, im Gewerbe und bei öffentlichen Einrichtungen ablösen. Angetrieben von unserer Vision, die Energieversorgung von atomarer und fossiler Basis auf 100 Prozent Erneuerbare zu stellen dürfen wir inzwischen auf eine zwanzigjährige Erfolgsgeschichte zurückblicken. Wir sind praktisch von Null gestartet und inzwischen einer der vier größten Hersteller in unserem Leistungssegment in Europa – mit einer Kundenzufriendenheitsrate von 97 Prozent. Besonders wichtig ist uns der Mensch. Wir versuchen diese Überzeugung täglich zu leben. Unser Motto lautet: “Geht es den Menschen gut, geht es der Wirtschaft gut.” Wir übernehmen Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten. Wir leisten mit unseren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag für eine enkeltaugliche Zukunft.

An welches Ereignis in der Firmengeschichte von KWB erinnern Sie sich besonders?
An unser Gründungsdatum, den  4. April 1994.

Was unterscheidet den Markt vor 20 Jahren von dem heute am meisten?
Das einzig Beständige ist der Wandel. Dieser Gedanke gilt besonders für die Biomassebranche. Bei uns hat sich fast alles verändert: von der Technologie über den Bedienkomfort, die Qualität der Verbrennung bis hin zu den gesetzlichen Rahmenbedingungen. Besonders die Akzeptanz, Wärme aus Biomasse bereitzustellen, hat stark zugenommen.

In welchen Bereichen der Pelletsheiztechnik sehen Sie das größte Potenzial für weiteren technologischen Fortschritt?
In den vergangenen fünf bis zehn Jahren gab es Weiterentwicklungen auf verschiedenen Ebenen, auch in der Technologie. Die aktuelle Technologie stößt aber bezüglich Emissionen und Wirkungsgrad an ihre Grenzen, weshalb wir zum Beispiel Sekundärmaßnahmen wie Filter brauchen, um die ständig sinkenden Emissionsgrenzen einhalten zu können. Bei den Wirkungsgraden, den Emissionsminderungen und dem Komfort stellt sich die Kosten-Nutzen-Frage. Sie steht in direktem Zusammenhang mit den Stückzahlen beziehungsweise dem möglichen Marktwachstum, welches  wiederum von Schwankungen durch Energiepreisveränderungen, der Mitbewerbssituation auch mit anderen Technologien, gesetzlichen Rahmenbedingungen, der fehlenden Kostenwahrheit bei den konventionellen Energieträgern und den zurückgehenden Förderungen abhängig ist. Große Potentiale sehe ich bei den größeren Leistungen durch den Einsatz von Pellets aus Nichtholzbrennstoffen. Hier müssen wir jedoch mit der Gesetzgebung konform gehen.

Sie haben in diesem Jahr mit dem Raupenbrenner eine neuartige Verbrennungstechnik vorgestellt. Wie ist die Idee dazu entstanden?
Wir wollten das weltweit riesige Potenzial der Rest- beziehungsweise Nebenprodukte aus der Landwirtschaft und dem Gewerbe einer sinnvollen thermischen Verwertung zuführen. Mit den am Markt befindlichen bekannten Technologien sind wir an unsere Grenzen gestoßen. Es stellte sich die Herausforderung, die besonderen Eigenschaften dieser Rohstoffe – sie verschlacken stärker, bei Ihrer Verbrennung entsteht mehr Feinstaub und sie verunreinigen den Kessel in einem höheren Maß – so in den Griff zu bekommen, dass wir nicht nur die hohen Kundenerwartungen, sondern auch die gesetzlichen Vorgaben einhalten.

Was zeichnet ihn aus?
Das Herzstück der Heizung ist der Brenner. Das Projektteam hat 17 Ideen für einen Brenner entworfen, die diskutiert, bewertet und zu sechs Konzepten verdichtet wurden. Die Konstrukteure haben aus diesen Konzepten sechs rudimentäre Brennermodelle produziert. Davon blieben drei Designs in der engeren Wahl: der Stufenrostbrenner, der Raupenbrenner und der Trigon-Walzenbrenner. Alle drei wurden intensiv getestet. Danach stand fest, dass der Raupenbrenner den Anforderungen an die schwierigen Brennstoffe am besten gerecht wird. Sein umlaufender Rost, dessen Glieder an ein Raupenfahrzeug erinnern, fährt das Glutbett  mit einer variablen Geschwindigkeit gleichmäßig durch die Brennkammer. Das ermöglicht zusammen mit einer hochwertigen Sensorik eine optimale Verbrennung. Mehr als  60.000 Stunden haben wir in die Entwicklung und das Testen am Prüfstand eingesetzt. In zwei kompletten Heizsaisons haben die Feldtestanlagen insgesamt über 100.000 Volllaststunden absolviert.

Die Pelletfire Plus-Anlage eignet sich dazu, Agrarpellets aus Maisspindeln, Miscanthus oder Olivenkernen zu verbrennen. Welche Bedeutung in welchen Märkten messen Sie diesen Brennstoffen künftig bei?
Die längste Erfahrung haben wir mit Olivenkernen in Spanien. Ab 2002 haben wir uns als erster Anbieter bemüht, unsere Biomasseverbrennungsanlagen soweit zu entwickeln, dass wir Olivenkerne nun seit einigen Jahren sauber und komfortabel verbrennen können. Würden alleine in Andalusien, als dem größten Olivenanbaugebiet der Welt, alle Olivenkerne der Verbrennung zugeführt, könnte man damit jährlich 300 Millionen Liter Heizöl ersetzen. Im Vergleich zu Öl  ist die Kilowattstunde aus Olivenkernen um etwa 70 Prozent billiger. Auch in anderen europäischen Ländern wie Italien oder Griechenland fallen große Mengen an Olivenkernen an.

Was ist mit anderen Reststoffen?
Seit fünf Jahren beschäftigen wir uns mit der Verbrennung von Pellets oder Grits aus Maisspindel. Eine Tonne Maisspindel ersetzt etwa 500 Liter Heizöl. Die Erntekosten je Hektar betragen rund 50 Euro. Würden nur 30 Prozent der anfallenden Menge in Deutschland der Verbrennung zugeführt, ergäbe das je Erntejahr ein Äquivalent von etwa 585 Millionen Liter Heizöl. Die bei der Verbrennung entstehende Asche lässt sich als reiner, hochwertiger Mineralstoff wieder den Feldern zuführen. Damit wird der Nährstoffkreislauf zu 100 Prozent geschlossen. Bei Elefantengras, Heu- oder Strohpellets halten sich die Mengen in Grenzen. Besonders bei Miscanthus hat es in den vergangenen Jahren keine nennenswerte Züchtung mehr gegeben, die wenigen Anbauflächen stagnieren.

Es hat in der Pelletsheiztechnik in jüngster Vergangenheit einige Entwicklungen bei Anlagen für große Wärmebedarfe mit Leistungen über 50 Kilowatt gegeben. Was ist mit Heizsystemen für besonders geringe Verbräuche wie in Passiv- oder Niedrigenergiehäusern?
Das ist sicher ein sehr interessanter, wachsender Markt. Wir bieten mit unserer kleinsten Pelletsanlage mit 2,4 bis acht Kilowatt Leistung, mit besonders platzsparenden Lagerraumkonzepten, eventuell in Kombination mit einer thermischer Solarenergie und einem hochwertigen Speicher ein adäquates Produkt für Niedrigenergiehäuser.

In Deutschland und Österreich stagnierte der Pelletsmarkt zuletzt. Worauf führen Sie das zurück?
Das hat mehrere Gründe. Der gravierendste ist sicherlich der vergangene warme Winter mit jetzt halbvollen Öltanks. Ein weiterer Grund ist die massive Unwissenheit der Konsumentinnen und Konsumenten. Fast alle sind der Meinung, Pellets seien teuer. Gerade im vergangenen Herbst hatten wir ein Trommelfeuer an Meldungen, dass die Pelletspreise schon wieder um 15 Prozent gestiegen seien. Niemand hat davon gesprochen, von welcher Basis diese Preissteigerung erfolgte. Seit 1997 sind mit einer Ausnahme in jedem Jahr die Preise im Frühjahr wieder gesunken. Auf das Frühjahr bezogen steigen die Preise natürlich alle Jahre bis zum Herbst an. Betrachtet man den Zehn-Jahresschnitt, so sind die Pelletspreise inflationsbereinigt praktisch unverändert niedrig geblieben – und das mit einem Preisvorteil gegenüber Heizöl von je nach Land 40 bis 50 Prozent. Kein nennenswerter fossiler  Energieträger kann auf eine solche Preisstabilität setzen. Natürlich gab es in der Vergangenheit auch Preisturbulenzen. Das ist in einem jungen Markt aber normal.

Was erwarten Sie in den kommenden Jahren?
Für die nächsten Jahre hoffe ich wieder auf “normale” Winter und eine Auflösung des Rückstaus veralteter Heizkesselanlagen. Somit sehen wir wieder ein leichtes Wachstum. Große Unbekannte sind die Entwicklungen am Weltmarkt und deren Auswirkungen, wie zum Beispiel der Ukrainekonflikt.

Weitere Informationen: www.kwb.at

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