Volker Lenz: “Umso mehr Feuerungsautomatik, umso weniger Emissionen”

Montag, 02. Mai 2016 | Autor: Joachim Berner

Der Feinstaub aus Holzfeuerungen stammt zu 80 Prozent aus Kaminöfen. Zu diesem Ergebnis kommt das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in einer Kurzstudie. Volker Lenz, Leiter des Forschungsschwerpunkts „Intelligente Biomasseheizungen, erklärt im Interview mit Pelletshome.com, warum es deshalb in der Diskussion um Luftreinhaltung und Holzheizungen zu differenzieren gilt.  

Herr Lenz, handelt es sich bei Holzfeuerungen um Feinstaubschleudern, wie es einige Berichte in den Medien kürzlich wieder nahegelegt haben?
Da gilt es zu differenzieren. Unstrittig ist auf jeden Fall, dass ein offenes Feuer eine Feinstaubschleuder ist. Offene Kaminöfen sind ebenfalls häufig kritisch zu betrachten. Umso mehr Sie Holzfeuerungen aber automatisieren, umso weniger Emissionen an Feinstaub stoßen sie in der Regel aus. Insbesondere mit Pelletsanlagen, die einen normierten Brennstoff verbrennen, lassen sich in den meisten Betriebszuständen sehr niedrige Emissionswerte erreichen.

Gilt es bei den Feuerungen zwischen einem Pelletsofen und einem Pelletskessel zu unterscheiden?
Der technische Unterschied liegt in der Regel darin, dass ein Kessel über eine aktive Luftführung verfügt und er damit, insbesondere wenn er eine Lambda-Regelung hat, nochmals besser nachsteuern kann. Aber auch Pelletsöfen, die normalerweise nur mit Nennlast heizen und nicht in Teillast, kann man vor Ort so einstellen und durch die automatische Zuführung so betreiben, dass sie auf einem sehr niedrigen Emissionsniveau liegen.

In einem Mitte März veröffentlichten Internet-Artikel heißt es, selbst neue, emissionsarme Öfen und Pelletskessel würden nach Messungen des Danish Ecological Council mehr Feinstaub ausstoßen als Lkws. Was halten Sie von der Aussage?
Um die Frage sachlich genau beantworten zu können, müsste ich den Artikel sehen, weil das natürlich von den Randbedingungen abhängt. Was man prinzipiell betrachten muss, ist die Frage, ob der Lkw über einen Dieselrußpartikelfilter verfügt, denn dann hat so ein Fahrzeug praktisch kaum noch bis gar keine Partikelausstöße. Die Frage ist aber, was gemessen wird: Partikelzahl oder -masse. Bei einem großen Partikel handelt es sich schließlich genauso um ein Partikel wie bei einem kleinen. Bei der Masse können aber drei Größenordnungen dazwischen liegen. Außerdem kommt es bei solch einem Vergleich auf die Bezugsgröße an. Auf welchen Energieumsatz beziehen sie ihn? Deshalb lässt sich die Frage nicht pauschal beantworten.

Mit 80 Prozent stammt der Großteil der Staubemissionen laut Ihrer Studie aus Einzelraumfeuerungen, also zum Beispiel von Kaminöfen. Sehen Sie technische Möglichkeiten, die Staubentwicklung solcher Geräte auf das Niveau moderner Pelletskessel zu senken?
Auf jeden Fall. Wir führen bei uns am DBFZ einen eigenen Forschungsschwerpunkt zur katalytischen Emissionsminderung. Das Team hat gerade mit der Pellwood-Anlage einen Emissionsvergleich von Kaminöfen in den USA gewonnen. Man kann an vielen Stellen ansetzen. Schon vor zehn Jahren hat Professor Nussbaumer aus der Schweiz einen Unterbrand-Kaminofen gebaut, in den man von hinten das Holz schachtet. Es wird praktisch unterhalb der Sichtscheibe vergast und brennt dann als Flamme im Sichtfeld. Dadurch bekommen Sie sehr viel niedrigere Emissionen. Das heißt, es lässt sich bereits baukonstruktiv einiges tun. Sie können aber auch – und daran arbeiten wir sehr stark – katalytische Elemente in die Feuerung intergieren. Hark hat zum Beispiel eine Schaumkeramik eingebaut, die dazu führt, dass der Ofen die Temperatur im eigentlichen Feuerraum besser hält und das Holz dadurch besser ausbrennt. Das Filterelement hält auch in Phasen, während der die Temperatur für den Ausbrand nicht reicht, Rußpartikel zurück, die bei höheren Temperaturen ausbrennen.

In der Kurzstudie „Abschätzung des Anteils zentraler Holzfeuerungsanlagen an den Staubemissionen in Deutschland“ haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Deutschen Biomasseforschungszentrums mit einer Abschätzung der Anlagenzahlen von Biomassefeuerungen unter einem Megawatt Leistung und der jeweiligen durchschnittlichen Nutzungshäufigkeit den Brennstoffeinsatz je Anlagengruppe ermittelt. Die Ergebnisse haben sie anschließend mit spezifischen Emissionsfaktoren je Anlagengruppe und in Summe mit den Statistiken des Umweltbundesamtes verglichen. Sie können de Kurzstudie im Internet herunterladen unter www.dbfz.de

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