Wenn die Energieerzeugung aus Biomasse weiter wachsen soll, dann müssen alternative Rohstoffquellen genutzt werden. Was das für Holzpelletierer bedeutet , erklärt Volker Lenz im Interview mit Pelletshome.com. Er leitet den Bereich „Thermo-chemische Konversion“ am Deutschen Biomasseforschungszentrum in Leipzig.
Herr Lenz, in ihrem Forschungsschwerpunkt Biomass Smart Heat untersuchen Sie, welche Rolle die Biomasse künftig im Wärmemarkt spielen kann. Worum geht es?
Smart Biomass Heat basiert auf drei Säulen. Einmal geht es um die Frage, wie sich Brennstoffe mit hoher Qualität aus Abfällen, Nebenprodukten und Reststoffen herstellen lassen. Außerdem geht es darum, flexibel und emissionsarm betreibbare Feuerungs-und Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen zu entwickeln. Schließlich untersuchen wir, wie sich Biomasse intelligent und systemdienlich in den Verbund mit anderen erneuerbaren Wärme- und Stromoptionen einbinden lässt. Das Ganze mit dem Ziel, dass die Energiebereitstellung aus Biomasse hochflexibel und Stromnetz stabilisierend die Versorgungslücken im Wärmebereich schließt.
Die Punkte zwei und drei betreffen die Feuerungstechnik. Punkt eins die Rohstoffseite. Warum gehört sie ebenfalls zum Konzept? Warum muss sich auch bei der Rohstoffbereitstellung etwas ändern?
Einfach wegen der Nachfrage. Über kurz oder lang wird viel der Primärbiomasse in Nahrungsmittel, Futtermittel und stoffliche Nutzung gehen. Erstens, weil sie hierfür den höchsten Wert besitzt und diese Anwendungen zweitens Primärbiomasse oder wenig häufig im Kreislauf bewegte Biomasse benötigen. Für die Energiebereitstellung wird über bleiben, was aus diesen Fertigungsprozessen als Nebenprodukte oder Reststoffe herausfällt.
Was bedeutet das für die Pelletierer? Werden sie sich, was die Rohstoffversorgung angeht, umstellen müssen?
Innerhalb Deutschlands und unter der Rahmensetzung, dass wir die Vorgaben des Weltklimaabkommens einhalten wollen: ja. In Deutschland gibt es den gesellschaftlichen Konsens, dass wir Biomasseimporte nur auf einer nachhaltigen Basis und nur in begrenztem Umfang wollen. Wenn wir die erneuerbaren Energien weiter ausbauen und die Strom- sowie die Wärme- und Mobilitätswende hinbekommen wollen, dann wird es aber auch bei der Biomasse die Nachfrage zunehmen. Und wenn Sie dann gleichzeitig aus der Rohölnutzung in der ganzen stofflichen Schiene aussteigen wollen, dann ist es leicht absehbar, dass es diesen Wandel geben wird.
Bei welchen Reststoffen sehen Sie dann das größte Potenzial für die Pelletsherstellung?
Es wird zunächst um das Altholz gehen. Wir lösen das Altholzproblem derzeit dadurch, dass wir vielfach über das Erneuerbare-Energien-Gesetz Altholzkraftwerke auf der grünen Wiese betreiben. Sie fallen jedoch nach zwanzigjähriger Laufzeit in absehbarer Zeit aus der Vergütung. Dann wird man sich wieder überlegen müssen, was aus dem Angebot an Altholz wird, das auf den Markt kommt. Bei einer Palette aus unbehandeltem Holz, also A1-Klasse, die maximal einen kleinen Öl- oder Farbfleck aufweist, gibt es rein emissionsseitig keinen Grund, daraus nicht Pellets für eine Kleinfeuerungsanlage herzustellen. Das ist eine rein rechtliche Fragestellung, über die man diskutieren muss. Es geht weiter: Sie können heutzutage A2-Altholz in Schreinereibetrieben in ganz normalen Stückholzfeuerungen einsetzen. Wenn wir künftig über sehr emissionsarme Feuerungstechniken verfügen, zum Beispiel mit einer Vorvergasung in einer Kraft-Wärme-Kopplungsanlage, dann gibt es keinen fachlichen Grund, das nicht auszuweiten und ebenfalls aufbereitete A2-Hölzer in die breite Verwendung zu bringen.