Gleich fünf neue Pelletswerke will die Juwi Bio GmbH aus Wörrstadt bei Mainz im kommenden Jahr in Betrieb nehmen. Pelletshome.com sprach mit Geschäftsführer Jürgen Bohn über die Pläne.
Herr Bohn, der deutsche Markt für Pelletsheizkessel ist in diesem Jahr um über ein Viertel geschrumpft. Der Zeitpunkt für neue Brennstofffabriken scheint nicht gerade glücklich gewählt.
Nach manchen Daten ist im ersten Halbjahr 2010 der Kesselmarkt gegenüber dem Vorjahreszeitraum tatsächlich etwas rückläufig gewesen. Dies konnte aber je nach Informationsquelle in der zweiten Jahreshälfte mehr als aufgeholt werden. Darüber hinaus trifft Juwi Entscheidungen mit langfristiger Perspektive. Unabhängig von der Entwicklung des Kesselmarktes in einem bestimmten Jahr bietet der Pelletsmarkt ein immenses Potenzial, das wir heben wollen. Dieses Potenzial sehen wir sowohl im Privatkundensektor als auch im Industriepelletsmarkt.
In Deutschland gibt es eine Überproduktion von Holzpellets. Was macht Sie optimistisch, dass Sie Ihre Ware verkauft bekommen?
Die Berichterstattung über den Pelletsmarkt baut häufig auf der Annahme einer angeblichen Überproduktion auf. Diese besteht sicherlich rein statistisch gesehen, wenn man die in den Statistiken erfassten Produktionskapazitäten lediglich mit den produzierten Mengen vergleicht. Häufig wird jedoch übersehen, dass die Statistiken zum Beispiel auch Anlagen enthalten, die gar nicht in Betrieb sind, und dass sie Leerlaufzeiten sowie die schwer erhebbaren Mengen des Exportmarktes nicht exakt erfassen. Entscheidend ist der Fakt, dass in Deutschland rund 15 Million Heizkessel älter als 25 Jahre sind und in den nächsten Jahren zum Austausch anstehen. Parallel gewinnen Energieeinsparung und effizientere Heizungsanlagen zunehmend an Bedeutung. Wird nur ein Teil der überalterten Heizkessel gegen moderne Pelletsheizungen ausgetauscht, wird dies einen enormen Nachfrageschub auslösen.
Werden die neuen Produktionsstätten auch für den Kraftwerksmarkt herstellen?
Teilweise. Die industrielle Beifeuerung von Biomasse, besonders von Industriepellets, wird an Bedeutung gewinnen, um die vom Gesetz vorgegebenen Kohlendioxid-Werte zu erreichen. Dies wird dem Markt zusätzlichen Schub geben.
Juwi hat bereits 2006 mit der Pelletsproduktion in einem eigenen Werk gestartet. Warum hat es vier Jahre gedauert, bis die Entscheidung fiel, neue Pelletieranlagen zu bauen?
Juwi wächst und expandiert stark – nicht nur in der Bioenergie, sondern auch und vor allem in der Solar- und Windenergie. Wachstum muss wohl strukturiert sein sowie behutsam und kontrolliert angegangen werden, ansonsten besteht die Gefahr der Überhitzung. Juwi kennt den Markt, beherrscht die Technik und hat die Rohstoffversorgung gesichert. Jetzt ist die Zeit reif für neue Pelletswerke.
Mit welchen Gütesiegeln werden Sie die Werke zertifizieren lassen?
Neben dem Dekra-Gütesiegel, das wir für unsere Pellets aus dem Werk Morbach erhalten haben, werden unsere Pellets aus den neuen Anlagen die Siegel DINplus und ENplus erhalten. Bei ihnen handelt es sich um klar definierte Qualitätsstandards, die für die Kunden sehr wichtig sind. Ebenso streben wir das Carbon-Footprint-Siegel an, wie es der TÜV vergibt. Unser Ansatz „Aus der Region für die Region“ mit kurzen Transportwegen ist ein ganz zentraler Aspekt.
Welche Rohstoffe werden Sie in den Werken verarbeiten und woher stammen sie?
Wir werden im wesentlichem Späne aus der Sägewerksindustrie für die ENplus-Qualitäten sowie Rinden- und Waldhackschnitzel für die Industriepellets verwenden. Rundholz werden wir nur eingeschränkt als Puffermenge lagern und verwenden.
Die Produktionsleistungen der Werke sind mit 30.000 und 60.000 Tonnen vergleichsweise gering ausgelegt. Aus welchem Grund?
Eine Voraussetzung und Konsequenz des Juwi-Ansatzes „Aus der Region, für die Region“ sind kurze Transportwege – sowohl was die Beschaffung des Rohstoffs als auch was die Vermarktung und Auslieferung der Holzpellets angeht. Mit der gewählten Anlagengröße können wir diese Anforderungen umweltverträglich und kostengünstig realisieren.
Was erwarten Sie vom Pelletsmarkt in den kommenden Jahren?
Dass er so kräftig wächst, wie wir das unserer Investitionsentscheidung zu Grunde gelegt haben. Pelletsheizungen sind Kohlendioxid-neutral und kostengünstiger als die fossilen Energieträger Gas und Öl – und sie sind nicht endlich. Das begreifen zunehmend mehr Verbraucher. Sie werden deshalb auf Pelletsheizungen umsteigen.
Weitere Informationen: www.juwi.de
In Hinblick auf “Aus der Region – für die Region” erscheint es verwunderlich , dass in den waldreichen Regionen der neuen Bundesländer ganz offensichtlich wenig Bewegung im Hinblick auf die Ansiedlung von
Pelletherstellern zu erkennen ist.
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Sehr geehrter Herr Wesener
Für die Ansiedlung einer Pelletsproduktion ist auch die Anzahl der bereits bestehenden Pelletsheizungen in einem bestimmten Einzugsgebiet mitentscheidend. Denn findet ein Produzent ist seiner näheren Umgebung nicht genügend Abnehmer ist er angehalten den Brennstoff in andere Regionen zu liefern. Dies würde nicht dem Gedanken “Aus der Region – für die Region” entsprechen. Es ist eine gute Symbiose zwischen Absatzmarkt und Herstellung wichtig.
Mit besten Grüßen
Pelletshome