Viele Versorger stellen ihren Strommix sauberer dar, als er tatsächlich ist. Das bemängelt unter anderem die Deutsche Umwelthilfe (DUH).
Strommix wird grüngerechnet
“Verbraucher werden getäuscht, um das angeblich grüne Image der Versorger aufzupolieren”, kritisiert Lichtblick-Geschäftsführer Gero Lücking. Für einen Faktencheck zum Strommix haben die Umweltverbände DUH und Robin Wood sowie die Ökostromanbieter EWS Schönau, Greenpeace Energy, Lichtblick und Naturstrom 40 von 1.100 Anbietern in Deutschland unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Jeder vierte untersuchte Versorger erweckt den Eindruck, er beschaffe mehr Grünstrom für seine Kundinnen und Kunden, als es tatsächlich der Fall ist. Die gesetzliche Stromkennzeichnung verpflichtet Versorger dazu, in ihrem Strommix einen Pflichtanteil von bis zu 46 Prozent EEG-Strom auszuweisen. Das Problem: Der EEG-Strom wird nicht von den Versorgern eingekauft. “Der Strommix der Versorger erscheint also umweltfreundlicher, als er ist”, sagt DUH-Bereichsleiter Peter Ahmels. Im Gegenzug werde der Anteil von Atom- und Kohlestrom in den Stromtarifen künstlich kleingerechnet.
Umweltbündnis fordert Reform der Stromkennzeichung
So schreiben zum Beispiel die Stadtwerke Kiel auf ihrer Internetseite zu ihrem Strommix im Jahr 2015, dass über 47 Prozent aus erneuerbaren Energien stamme. Tatsächlich kaufen die Stadtwerke nach den Berechnungen in der Untersuchung jedoch nur etwa sechs Prozent grünen Strom ein. Vergleichbare Darstellungen fanden sich zum Zeitpunkt der Untersuchung auch bei den Stadtwerken Bochum, Dortmund (DEW 21), Düsseldorf, Frankfurt (Mainova), Fulda (Rhön Energie), Leipzig, Schweinfurt und Unna sowie beim Anbieter Energiegut. Um dem Missbrauch zu verhindern, fordert das Bündnis eine Reform der Stromkennzeichnung. Sie müsse künftig wieder zu 100 Prozent den Stromeinkauf der Versorger abbilden.